EINLEITUNG. XXIX
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widmen. Er erlangte das Baccalaureat in der juristischen
Fakultät, wandte sich aber bald wieder den liebgewonnenen
humanistischen Studien zu. Aus den Briefen an seine Freunde
arfahren wir, wie eifrig er an der Universität über die Klassiker
las und Kommentare schrieb. Bei dieser vielseitigen philologischen
Beschäftigung wurde er, wie schon früher, zu poetischen Ver-
suchen angeregt und veröffentlichte aufser einer Ode philo-
sophischen Inhalts die panegyrischen Gedichte auf die Grafen
Gebhard und Albert von Mansfeld und auf die Stadt Leipzig
1504). Sein Gönner Hieronymus Emser versah letzteres
Gedicht mit einem schwungvollen Hodoenoricon *, das wir unten
mit zum Abdruck bringen.
Wie in den andern Städtegedichten Busches, so treten
auch hier die Vorzüge und Eigentümlichkeiten seiner Darstellung
gleichmäfsig hervor. Erstere erkannten schon die Zeitgenossen;
sein Lehrer Rudolf von Langen vergleicht Busches Kunst mit der
Ovids?; was Glarean von der ‘Flora’ (Lobgedicht auf Köln}
berichtet und von Erasmus Urteil darüber mitteilt®, darf auch
von unserm Encomion gesagt werden. Wir können Busche
die poetische Begabung, seine Meisterschaft in der Komposition
und in der Darstellung einzelner Momente nicht absprechen,
wir bewundern den hohen Schwung der Phantasie, die gewählte
Sprache und die Kenntnisse in der antiken Litteratur. Seine
Hauptstärke liegt darin, an jedes Objekt der Betrachtung eine
antiquarische Reminiscenz anzuknüpfen. Kein Gegenstand bleibt
ohne Parallele aus der Mythologie und Altertumskunde: da
werden die vier Flüsse bei Leipzig mit Dirce, Alpheus, Arethusa
und Acys verglichen, in den Teichen wimmelt es von Fischen
wie in den oberitalienischen Seen, die Wälder belebt er mit dem
muntern Volk der Dryaden, Satyın und Faunen, die Rinder auf
den Triften stehen denen des Helios nicht nach, mit solchen
Schafen könnte Endymion die Luna erfreuen, Pan würde diese
Herden gern mit den arkadischen vertauschen! Die Gärten
mit ihrer Fülle herrlicher Früchte gleichen den Gärten der
1) Vgl. über diese Gattung Ellinger im 7. Heft dieser
Sammlung p. XXUMI ff.
?) Carm. var. VI, 22: ‘a Sulmonensi nec procul ipsa cheli
est.’ (Vgl. Parmet, Leben u. ges. Gedichte R. v. Ls. S. 151.)
3) Vgl. Liefsem a. a. O0. 1. 8.30. 31. Anm. 1.