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gische Gefährtin. Sie nahm nicht mehr in liebender
Sorge Rückficht auf ihn, sie hielt nicht mehr die
kleinen Alltagssorgen fern von ihm, sie ließ des
Lebens Anforderungen wieder ungehindert an ihn
herantreten. Und ohne Scheu suchte sie ihn im
Kontor auf, nahm teil an seinen Geschäftssorgen —
und was ihrer Liebe nicht gelungen, gelang nach
und nach ihrer Tatkraft. Joseph erhob fich aus
dem tatenlosen Schmerz um die Verstorbene, er
wandte sich wieder den Interessen der Lebenden zu.
Es kränkte ihn nicht mehr, wenn er am väterlichen
Tisch noch andere Männer fand, als die nächsten
Freunde, wenn er aus des Vaters Mund wieder
andere Worte hörte, als solche, die der teuren Toten
geweiht waren.
Das Leben machte gar bald wieder große An⸗
sprüche an Rottmann. Die Krankheit und der Tod
des geliebten Weibes hatten ihm Rückblicke gewährt
in die Vergangenheit. Stundenlang hatte er Muße
gefunden, auf die Strecke Wegs zurückzuschauen, die
er gegangen. Nun trieben Geist und Herz ihn
wieder vorwärts, eine weitere Wegestrecke empor
zum Ziel.
Im November fanden die ersten Sitzungen der
Aktionäre im Rathaus statt. Und von Rottmanns
beredten Worten, von der Eindringlichkeit seiner
Auslassungen über die Bedeutung des Unternehmens
hing alles ab. Es galt die gegnerischen Einwen—⸗
bungen zu widerlegen, zu entkräftigen. Rottmann
legte die einzelnen, technischen und finanziellen Punkte
klaͤr, er gewährte in die ganze Korrespondenz mit
England Einblick.