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liebiges Mädchen, natürlich adeliger Abstammung —
der Feldmannsche Stammbaum war bisher rein
geblieben. — Er schaute immer leise lachend über
die Festtafel nach Christoph, der — das Urbild des
zukunftssicheren Tatenmenschen — sich ohne irgend—
welche Befangenheit und Schüchternheit als zu—
künfliger Herr und Chef des Hauses zu fühlen schien.
Anne, die als Christophs Brautjungfer zu
seiner Rechten saß, fragte, was ihn so fröhlich
stimmte. Konrad schaute in ihr Gesicht. Blaß war's
und ein herber Zug lag um ihre Lippen — aber
anziehend sah sie doch aus.
Ein toller Gedanke kam Konrad: wenn er nun
plötzlich durch Christophs Berechnungen einen ein⸗
fachen, glatten Strich machen würde — wenn er
Anne zur Frau nähme? Sie beiden würden zu—
sammen passen, gewiß!
„Anne, ich kdach' über Christophs Sicherheit —
schau nur, wie er sich Herr fühlt! — Eigentlich
müßt' ich dort sitzen, gelt, an der Breitseite der
Tafel und stolz den Kopf heben. Du, Anne, Du
bist doch auch weg über all die Jugendeselet und
torheit und über die Schwärmerei — na, ich auch,
ich so ganz, daß — — siehst Du, ich kann gar
nicht so stolz tun wie der Christoph, wenn ich es
auch wollt'l — Die Tafelaufsätze sind wirklich gut.
Meinst Du nicht, man könnte sie für uns beide
auch mal aus den alten Lederetuis tun?“
Anne sah Konrad prüfend an und dann schaute
fie nach den Weingläsern vor ihm, aber die waren
kaum berührt.
Daß Konrad seit seinem Aufenthalt im Ausland
ein sonderbarer Mensch geworden war, darüber war
man sich in der Familie einig. Die sprunghafte