Volltext: Die neue Zeit

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nur ein kleines Teilchen der großen Welt sieht, 
dessen persönliches Glück ganz belanglos ist, wenn 
das große Ganze nur gewinnt. Ich hab' Dich groß 
eingeschätzt, eben nach dem Vater, der nun als Trost 
in der herben Entsagung, die von ihm gefordert 
wird, nicht einmal seinen kleinen, guten Kameraden 
findet. Wenn Dein Vater von seinem Bürger— 
meisterstuhl verdrängt wird, denkst Du, er zieht sich 
dann gedemütigt und grollend zurück? Besinnen 
wird er fich, wo er nun nützen kann, denn er ist 
unverbesserlich, er muß nun mal für andere leben. 
Aber das wollt' ich nicht sagen. Dir zeigen wollt' 
ich nur, wie ein Großer handelt! Und beweisen 
wollt' ich Dir, wie klein Du bist.“ 
Annes Kopf sank auf die Brust unter Hünne— 
bachs Worten. Eine heiße, heiße Welle stieg von 
ihrem Herzen auf und drängte Tränen aus den 
Augen. Sie sank vor der Mauer nieder und ver— 
barg schluchzend ihr Gesicht in den Händen. 
„So hat wohl noch keiner mit Dir gesprochen?“ 
Anne schüttelte den Kopf. 
„Aber es ist doch in Sebastians Sinn ge— 
sprochen. Freilich, was einer immerfort lebt, das 
scheint ihm selbstverständlich, das spricht er nicht. 
Aber da Du doch nicht sehen wolltest, wo Du Dich 
aufrichten könntest, mußtest Du's hören. Und ich 
denk', einmal dankst Du's noch dem alten Hünne⸗ 
bach, daß er aus eines anderen Lebensweisheit 
schöpfte!“ 
Da knirschte der Kies, Josephine kam mit 
raschen Schritten über den Weg. Sie hatte sich um 
ihr Kind gesorgt, das so lange allein im Garten blieb. 
Erstaunt sah sie auf Hünnebach. War der
	        
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