Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

Eltern nicht. Ich hab“ es vielmehr anderwärts in 
einer Zeit, wo ich eben auch nicht mehr an den 
Osterhasen glaubte, kennen gelernt und mir darüber 
meine höchsteigenen Knabengedanken gemacht. Meine 
Eltern nahmen offenbar Anstand unsere Zweifel 
dadurch zu wecken, daß sie dem armen Osterhasen 
eine unerhörte Leistungsfähigkeit zumuteten. Dort— 
mals aber wanderten die von den Kindern gesam— 
melten Eier immer wieder aus dem Körbchen in 
die Beete, um von neuem gefunden zu werden. 
Um jene Zeit erfolgte auch alljährlich der Be— 
such der K. . .. in, die uns ja von unserem ersten 
Atemzug an kannte und uns in ihrer Herzensgüte — 
Kinder fühlen das gar wohl — aufrichtig zugetan 
war. „Na, Kinner, ich gleb ollewel, der Hos hat 
bei mir eigeleigt. Ze geiht amol mit!“ Wir hätten 
keine Kinder sein müssen, um nicht dieser Einladung 
mit Freuden Folge zu leisten. So stiegen wir denn 
mit unserer Lene vor zur „Linne“, rechts am „Linne— 
gerber“ vorbei und die Gasse hinunter, die zur 
„We—id“ führt, dem anderen Teil des einstigen nassen 
Grabens, der dem Ort noch geblieben ist. Ungefähr 
halbwegs auf der rechten Seite bogen wir in einen 
kleinen Bauernhof ein. Hier wohnte die gütige Frau, 
und bald hatten wir hinten in ihrem Garten die Eier 
gefunden. Aber für die Pfarrerskinder schien der 
Osterhase sich nur im Bereich des Pfarrhauses mit 
kunstvollen Eiern anzustrengen. Dafür hatten diese 
hier den Vorzug, von anderer Farbe, nämlich dunkel— 
blau zu sein, was ihnen, wie alles Fremde, einen be— 
sonderen Reiz verlieh, und zum andern lagen sie 
in einen Eterring gebettet. Muß doch sehen, wenn 
ich wieder einmal an die Stätte meines Jugendglückes 
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