Volltext: Die neue Zeit

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beschäftigt, ihre Falten und Falbeln wieder zurecht⸗— 
zustreifen und sah Friedrich nicht an. Er hielt es 
für mädchenhafte Scheu und glaubte zu verstehen, 
daß ihr Wunsch war, er möchte erst bei dem Vater 
die nötigen Schritte tun. 
Und so führte er trotz der unterbrochenen 
Werbung recht befriedigt die Frau Bürgermeisterin 
nach Hause. 
Anne ging stumm, fest eingehakt, neben dem 
Vater. Der Fuß, mit dem sie den Fehltritt gemacht, 
schmerzte sie heftig. Sie überlegte, ob sie dem Vater 
von Friedrichs wunderbaren Worten sprechen sollte. 
Aber sie hielt das Ganze mehr und mehr für ein 
Mißverständnis. So schwieg sie. 
Rottmann achtete nicht auf das einsilbige Wesen 
seines Kindes. Er hatte den ganzen Abend an einen 
Besuch denken müssen, der ihm heute im Rathaus 
geworden. Der Türmer von der Burg war bei ihm 
gewesen. 
Und seinen Gedanken Worte verleihend, fragte 
er Anne: „Kind, hast Du eigentlich noch öfter die 
Turmrose gesehen?“ 
„Die Rose? Nein, Vater. Zum letztenmal 
am Tag, ehe Joseph ging, oben auf der Freiung.“ 
„Warum kam sie nicht mehr zu uns ins Haus?“ 
„Weißt Du, seitdem Du ihr geraten, doch 
Dienftmagd zu werden, seitdem —“ 
„Du weißt nicht, was sie all die Zeit getrieben 
hat, Anne?“ 
„Nein, Vater, als ich sie damals auf der 
Freiung fragte, sagte sie: „nichts“‘.“ 
„Das sagte sie?“ 
„Ja, Vater.“ 
„Heute war ihr Großvater bei mir. Sie hat
	        
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