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Die Herren hatten sich durch Schödlers Davon—
stürzen nicht in ihrem Nichtstun stören lassen. Als
sie aber die Schritte Rottmanns vernahmen, rafften
sie sich auf, um zum mindesten den Schein der
Arbeit zu wahren. Sie beugten sich eifrig über
ihre Schreibereien. Selbst der Volontär schob seinen
Clauren zur Seite und schnitt sich eine Feder zu—
recht. Nur Fritz schlief ungestört weiter. —
Rottmann, den Hut in der Hand, sah lächelnd
auf das Kind und dann auf seine Leute.
„Wir machen Feierabend, vielleicht erquickt uns
in der Nacht ein Regen. Na, der Bub schläft fest.“
Er tippte mit seinem Stock an des Kindes
Schulter.
„Fritzle, aufwachen!“
Der drehte sich aber nur auf die andere Seite
brummte ein wenig.
Der Lehrling sprang diensteifrig hinzu und
schüttelte den Buben heftig am Arm.
Fritzle verzog den Mund, rieb sich die Augen
und gähnte herzlich.
s Der Lehrling puffte ihn in die Seite. „Laus⸗
ub!“
und
Fritzle sah erstaunt den Lehrling an, dann
Herrn Rottmann, der ihm lächelnd drohte.
„Ein rechter Mann, Fritzle, der es zu etwas
bringen will, schläft nicht auf seinem Posten ein,
auch nicht in der Hundstagshitze. Merk Dir's,
Kind! — Kannst Dir heute abend Birnen holen,
draußen im Garten. Guten Abend, meine Herren!“
Rottmann verließ mit raschen, festen Schritten
die Stube. Im gewölbten, kühlen Hausflur war's
dämmerig. Von den Ballen feinen Gewürzes, die
unter der Treppe neben der großen Wage standen,