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„Denken Sie sich, Freund, die Zollpfähle ver⸗
schwunden, denken Sie sich Handelseinheit! Was
könnte daraus wachsen, was müßte daraus wachsen!
Sie sehen, meine Sinne, mein Lerneifer sind in
London, mein Herz ist aber in der Heimat.
„Noch bleibe ich hier. Vom Frühsommer merke
ich wenig, wenn ich nicht auf die Auslagen der
großen Magazine achte, die allerdings der Spiegel
der Jahreszeiten sind. Diese Magazine! Auch ein
Gebiet, das Bewunderung fordert.“
Las Feldmann solchen Brief, dann schüttelte
er den Kopf und schalt Rottmann einen Utopisten.
Er kannte ja all diese Gedanken, diese Wünsche des
Freundes, er hatte sich auch schon von der noch
schlummernden Kraft des Dampfes vorschwärmen
lassen, aber so weitgehende Perspektiven, wie sie
Rottmann zu sehen glaubte, schienen ihm doch idea⸗
listische Träume, nicht zu realisierende Phantasien.
So wünschte er den Freund lebhaft zurück. Er
sollte nicht zu großen Träumen sich hingeben, um
brauchbar zu bleiben für die Aufgaben, die seiner
in der Heimat harrten.
Näher als das Niederrennen der Zollstationen
lag die endliche Erfüllung der staatlichen Ver—
sprechungen, die in jenen Tagen der Begeisterung
gemacht worden waren.
Die Umgestaltungen in dem Ministerium, die
Rückgabe der Stiftungs- und Kommunalvermögen
waren im Frühling erfolgt, und Feldmann wußte,
daß es nicht mehr lange währen konnte, bis die
Kommunalverfassung wieder eingeführt würde. In
diesem Sinn schrieb er Rottmann:
„Freund, hier öffnet sich Ihrem weiten Sinn
und Ihrer Heimatliebe endlich der rechte Platz.“