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den Handwerkern unmöglich war, die Arbeiten X
über die Grenzen der Heimat hinaus zu verkaufen.
Wie wenig Industrien konnten ihre Produkte aus—
führen, das heißt, mit wirklichem Profit ausführen?
Die unzähligen Grenzpfähle und Zollstationen im
eigenen Land waren oft unübersteigbare Mauern.
Und Rottmanns Blicke schweiften über die
Grenzen Deutschlands in frembe Länder hinein.
Und Rottmanns Hände griffen nach Büchern, die
bisher nicht der Kaufleute Bücherschränke schmückten,
und sein Geist versenkte sich in die Arbellen füh⸗
render Männer auf dem Gebiet der Wirtschafts⸗
lehre. Und immer mehr umfaßte dieser strebende
Geist, immer weiter sah dies klare Auge; aber es
sah hinweg über die nächste Umgebung, über Weib
und Kinder.
Frau Josephine trug es mit stummer Er—
gebung. Sie war glücklich, wenn in den Abend—
stunden Hünnebach kam und sie zu dreien allein
um den Tisch im Wohnzimmer saßen und Josephine
dann aus den Gesprächen der Männer erfuhr, wo
der Geist des Gatten weilte, für welche Ideale sein
Herz höher schlug. Kamen die anderen Herren, so
waren auch deren Frauen zugegen, und dann saßen
nach dem Imbiß die Geschlechter in verschiedenen
Zimmern, und Josephine mußte dann selbst auf
diesen bescheidenen Anteil an ihrem Gatten verzichten.
So freute sie sich für sich selbst wenig des
neuen Verkehrs, freilich um so mehr der neuen Ka—
meraden für ihre Kinder. Die Feldmannschen
Kinder waren wohlerzogen und sie entsprachen im
Alter den eigenen älteren Kindern. Durch die ge—
meinsamen Schulbesuche wurden die Freundschaften
Lu Volbehr, Die neue Zeit. 7