VI.
Der Winter brachte der Sorgen viele. Um
den Anforderungen der Armenpflege nachkommen zu
können, galt es im eigenen Haus sich einzuschränken.
Die Resi schüttelte unzufrieden den Kopf ob
der großen Vereinfachung in der Wirtschaft und
erregie sich immer von neuem über die unerhörten
Fleischpreise und über die kleinen Brote.
Die alte Frau Rottmann blieb viel auf ihrem
Zimmer. Sie wurde immer verschlossener, sprach
aber ihre Unzufriedenheit der Schwiegertochter un—
umwunden aus. Die Kinder blieben ihrer Über—
zeugung noch viel zu viel der Mademoiselle über—
lassen, Josephine mische sich zu viel in die Männer—
geschäfte.
Rottmann versuchte zwar immer wieder der
Mutter deutlich zu machen, daß sein Wunsch Josephine
aus dem Hause führe, aber die Mutter ließ das
nicht gelten.
„Das ist Unsinn, eine rechte Frau läßt sich
nicht aus dem Haus führen, auch nicht von dem
eigenen Mann. Ihr Platz ist in der Kinderstube.“
Josephine schwieg zu den Vorwürfen. Sie
fühlte selbst zu sehr die Last dieser Arbeiten außer
demn Hause; und die Sehnsucht nach den Kindern
bedrückte sie immer schwerer. Je weiter der Winter
fortschritt — und es war ein kalter, harter Winter