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Konrad Nachtigall-Ton das Davidskleinod. Hans Sachs wird
ausgepfiffen und bringt ausserdem noch die Meistersinger gegen
sich auf, weil er, trotzdem er versungen hat, auf dem Sing-
stuhl verharrt und weitersingt. Inzwischen erscheint ein Rats-
diener und bringt ein Schreiben des Rates, welches Sachs das
Dichten untersagt. Hans Sachs jedoch zieht vor, auszuwandern.
(Der geschichtliche Hans Sachs blieb zu Hause und dichtete
insgeheim weiter, öffentlich schwieg er!) Er begiebt sich vor-
her erst noch zu Nunnenbeck, von ihm und Kunigunde Abschied
zu nehmen. Der letzte, fünfte Aufzug lehnt sich stark an
Reger-Lortzing, bezw. Deinhardstein an. Hans Sachs trifft im
Wald den Kaiser, kehrt mit ihm nach Nürnberg zurück und
wird mit seiner Hilfe mit Kunigunde vereinigt. Das unsaubere
Verhältnis Ricke-Krebsblut der ersten Ausgabe ist hier fort-
gefallen. Trotzdem wird auch der Junker unter die Haube
gebracht, indem er Ursula erhält, was eines komischen Bei-
geschmackes nicht entbehrt. — Martin Greif hat von früheren
Hans Sachs-Dramen manchen Zug herübergenommen, manches
hat er umgestaltet oder fallen gelassen. Eine eingehende
Untersuchung hierüber würde uns zu weitab führen. Das Drama
ist im hans-sachsischen Vers geschrieben, bedeutend schöner
und gewandter, als die erste Arbeit. Der Dichter hat Dichtung
und Wahrheit geschickt gemischt, auch einige sachsische
Poesien sind an geeigneter Stelle diskret eingestreut worden
Trotz kleiner Mängel aber — der die Handlung fördernde
Konflikt, Hass, Neid, Verfolgung, tritt z. B. erst sehr spät ein —
erhalten wir doch den vollen Eindruck von der einzigen Blüte
deutschen Bürgertums, wie es sich in Nürnberg um. jene Zeit
entfaltete, mit dem Ausblick auf die weltgeschichtlichen Be-
wegungen, den Vorboten einer neuen Zeit.
Der Hans Sachs Martin Greifs ist eine durchweg sym-
pathische Erscheinung. Ein frischer jugendlicher Trotz be-
herrscht ihn. Obwohl er sich seines Wertes als Dichter wohl
bewusst ist, bleibt er doch ein bescheidener Mann, dem
seine Begabung nur ein Gnadengeschenk Gottes ist. Heisse
Vaterlandsliebe und aufrichtige Frömmigkeit verbinden sich
bei ihm mit menschlicher Milde und echtem Humor. Sein
Verhältnis zu Kunigunde, so keusch und anmutig, ist frei
yon flacher Sentimentalität. Kurz, so muss der Hans Sachs