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Sich mir der Dichter Muse zeigte,
Den Lorbeer mir herunterneigte,
Dies schöne Bild der Phantasie
Es wich aus meiner Seele nie,
Und selbst umstürmt von Qual und
Trug ich es gläubig in dem Herzen.
Zwar wagt’ ich’s niemals zu gestehn,
Doch hofft’ ich fest, es wahr zu sehn,
Denn gar so herrlich war der Traum
Dort unter jenem Blütenbaum!“
Schmerzen,
Dieser Traum mag veranlasst worden sein durch Goethes
Gedicht, ausserdem aber finden wir die gleiche Stimmung
wieder bei Hans Sachs selbst in seinem Gedicht „Gesprech,
die neun gab Muse oder Kunstgöttin betreffend“, was auch
für unsere obige Annahme spricht. Der Gegensatz des D.’schen
Hans Sachs zu dem Wagnerischen ist ein absoluter, und die
Meistersingerei tritt bei D. fast völlig in den Hintergrund.
In demselben Jahre, in dem D.’s Drama in Berlin auf-
geführt wurde, erschien in Nürnberg bei G. P. Buchner eine
Reihe von acht Bilderbogen!) — roh kolorierte Lithographien
— welche genau den gleichen Inhalt haben wie das Drama.
Es erübrigt sich also, ihn hier zu wiederholen. Diese Bilder-
bogen scheinen Reger-Lortzing beeinflusst zu haben, denn hier,
gleichwie in der Oper, heisst Eoban mit Nachnamen Hesse,
während ihn Deinhardstein Runge nannte. Hier also ist die
Quelle zu suchen, aus welcher Reger diesen Namen, der eine
Verspottung des ehrenwerten Gelehrten Eobanus Hesse?) be-
deutet, schöpfte, und somit fällt nicht ihm direkt diese Un-
gerechtigkeit zur Last, sondern dem Verfasser jener Litho-
graphien.
Den Text zu Lortzings Oper „Hans Sachs“ bearbeitete
Philipp Reger in Gemeinschaft mit seinen Freunden
Düringer und Lortzing selbst. Verschiedene Änderungen
und Neuerungen — meistens zugleich Verbesserungen — sind
dabei gegen Deinhardstein hervorzuheben. Zunächst — echt
lortzingisch — wird dem Paare Sachs-Kunigunde ein zweites,
heiteres beigesellt in Görg und Kordula, denen bei Wagner
ı») Mummenhoff, 1899, S. 151.
2) Goedecke, Grundriss. II, S. 91, 18.