Volltext: Stenographischer Bericht der 34ten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten zu Nürnberg vom 17. bis 20. Juni 1906 (34. (1906))

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„Bei dieser Gelegenheit ist noch einer anderen Erscheinung zu ge— 
denken, nämlich der wiederholt an verschiedenen Stellen vorgenommenen 
Backversuche. Es ist selbstverständlich erfreulich, daß solche Backversuche 
angestellt werden. Zu bemängeln aber ist, daß diese Backversuche auf der 
einen Seite nur im beschränkten Umfange stattfinden, auf der anderen 
Seite aber trotz ihres geringen Umfanges aus ihnen abschließende und, 
wie man meint, untrügliche Schlüsse gezogen werden. Es ist auch in 
dieser Beziehung dringend zu wünschen, daß die neue Versuchsanstalt recht 
bald sich der Angelegenheit bemächtigt, um die einschlägigen Versuche in 
solchem Umfange vorzunehmen, daß es möglich ist, wirklich zutreffende 
allgemeine Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen. 
Eine volkswirtschaftliche Frage von größter Bedeutung ist augen— 
blicklich in der Schwebe; das ist die Frage, ob die deutschen Mühlen— 
betriebe zur Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage durch Syndikate oder 
Fusionen zusammengefaßt werden können. Diese Angelegenheit wird aber 
beim nächsten Punkt der Tagesordnung ausführlich behandelt werden. 
An dieser Stelle brauchen wir nur unserer Befriedigung darüber Aus— 
druck zu geben, daß hier eine Stelle gefunden zu sein scheint, wo alle 
deutschen Müller und die verschiedenen Müllerverbände Hand in Hand 
arbeiten wollen und können. 
Eine auch das Müllereiinteresse berührende volkswirtschaftliche Erschei— 
nung ist die Tatsache, daß das System der landwirtschaftlichen Kornhäuser 
und Kornhausgenossenschaften sich immer mehr als unhaltbar beweist, 
trotzdem daß diese Institute von der Regierung lebhaft unterstützt werden 
und nicht selten sogar die Wirksamkeit dieser Institute sich nicht mit den 
ursprünglich für die Gründung solcher Institute maßgebenden Absichten 
vereinigen ließ. Leider haben die erfolglosen Versuche mit der Schaffung 
von landwirtschaftlichen Kornhäusern mehrere Millionen gekostet, die als 
volkswirtschaftlicher Verlust verbucht werden müssen. 
Auch auf dem Gebiet des Versicherungswesens ist im Berichtsjahr 
im allgemeinen sowohl als auch bei uns fleißig gearbeitet worden. In 
erster Linie handelt es sich um das Gesetz über den privaten Versiche— 
rungsvertrag, den die zuständige Reichstagskommission in den letzten Mo— 
naten sehr eingehend beraten hat. Es steht zu hoffen, daß dieser Gesetzes— 
entwurf im naͤchsten Winter verabschiedet werden wird. Wenn er auch 
in bezug auf diese oder jene Einzelheiten nicht alle Wünsche befriedigt, 
so darf man doch die Überzeugung aussprechen, daß das neue Gesetz die 
bisher manchmal allerdings etwas zurückstehenden Interessen der Versiche⸗ 
rungenehmer kräftig in den Vordergrund geschoben hat. Manche Be— 
stimmungen, die früher rigoros auf den Versicherten lasteten und von 
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Folge unmöglich gemacht. Unserem Verband gereicht es zur besonderen 
Befriedigung, hier aussprechen zu können, daß eine ganze Reihe deutscher 
Versicherungsgesellschaften, insbesondere auch die mit ihm verbündete 
Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft, sich schon auf Grund der 
bisherigen Beratungen vor langer Zeit bereit erklärt haben, gewisse als 
besonders lästig empfundenen Vorschriften angemessen abzuändern, und daß 
ferner versprochen worden ist, nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes die
	        
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