Volltext: Eine anonyme deutsche Gottesdienstordnung aus der Reformationszeit

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u. Löhne: 
u. Herford: 
u. Enger: 
u. Bielefeld: 
u. Barmen: 
u. Elberfeld: 
u. Bochum: 
u. Schalke: 
u. Bagen fff.!): 
»ein Wohlthat thut Er mehren; 
Hergiß es nicht, o Herze mein. 
sat dir dein Sünd vergeben 
UInd heilt dein Schwachheit groß; 
LErrett dein armes Leben, 
Nimmt dich in Seinen Schoß, 
Nit reichem Trost beschüttet, 
HAerjüngt dem Adler gleich. 
Der Herr schafft Recht, behütet, 
Die leid'n in Seinem Reich.“ 
Solcher Mechanismus ist nicht nur unkünstlerisch, sondern überhaupt sinnlos. 
Ferner wären Hornsoli und Bläser-Strophen, während deren die Zuhörer einen be— 
stimmten Text zu lesen, nicht zu singen haben, doch wohl nur dann zu rechtfertigen, wenn 
das Volk oder der Chor der betreffenden Melodieen nicht mächtig wäre. Am wenigsten be— 
friedigt mich das, trotz Fehrbellin und Waterloo nicht angebrachte, fast irreligiös zu nennende 
„Wollt treten“ in der von Herrn Weil hergestellten übersetzung. Und das Eine sei noch zu 
fagen erlaubt, daß ein Textbuch, das eine Gottesdienstordnung enthält, mit der Aufschrift 
„Kaiserhuldigung in Bethel“ nicht zutreffend betitelt sein kann. Sm. 
Bücherschau. 
Carl Piutti, op. 26. Psalm 103, für Solo und Chor a capella. Leipzig, Rieter-Bieder— 
mann. Mk. 2,50. Ders., op. 27. Sonate Nr. 2 (Emoll), für Orgel. Leipzig, Rieter-Bieder⸗ 
mann. Mk. 4. Ders., op. 28. 2 geistliche Lieder für eine Singstimme mit Orgel— 
bhegleitung. Leipzig, Fritz Schuberth jun., ie Mk. J. 
Diese drei Werke des Leipziger Thomaskirchenorganisten Carl Piutti, seine neuesten 
Kompositionen, können allen Lesern der Monatschrift nicht dringend genug empfohlen werden. 
Den Orgelspielern unter ihnen wird die Bekanntschaft mit der 3sätzigen, geistvollen, modernen, 
aber durchaus orgelmäßigen Sonate sicher einen schönen und bleibenden Genuß verschaffen; 
die beiden geistlichen Lieder von Julius Sturm („Herr, ich lasse nicht von Dir“, am Schlusse 
der Choral: „Jesus, meine Zuversicht“, und „Empor die Herzen“, am Schlusse: „Lobe den 
Herren, den maͤchtigen König“) sind so überzeugend empfunden und dabei so schlicht, daß sie, 
mögen sie gesungen werden, wo sie wollen, einen unvergeßlichen Eindruck machen müssen 
und vor allen Dingen in der evangelischen Hausmusik sich einen festen Platz erobern werden. 
Keiner der Leser, der sich durch diese Zeilen zur Kenntnisnahme der Lieder veranlaßt sieht, 
wird sie seinem Musikalienhändler ohne weiteres zurückschicken! Der Psalm, op. 26, hat einen 
Fehler! Er ist sehr schwer! Aber große Chöre, Vereine, die geistliche Musik pflegen, sind 
künstlerisch verpflichtet, das bedeutende Werk, das vielleicht nur in Motetten von Brahms 
Seitenstücke in der neueren Litteratur hat, zu studieren. Der Schreiber dieser Zeilen, der den 
Psalm mit dem Riedel-Verein in Leipzig aufgeführt hat, kann versichern, daß selten ein Stück, 
das solche Ansprüche nicht nur an die Stimmen, sondern vor allem an die Intelligenz aller 
Ausführenden stellt, mit solcher Begeisterung gesungen worden ist. Freilich muß man auch 
allen Feinheiten in den drei Sätzen gerecht zu werden versuchen; es steckt in der Vertonung 
der alten Textesworte so viel nenue, echt musikalische Poesie, daß auf Einzelheiten hier einzu— 
gehen unmöglich ist. Neben einer geradezu elementaren Kraft im Preise des Herrn und 
seiner Wunder finden sich bei den Stellen, wo des schwachen Menschen und des gnädigen 
Gottes gedacht wird, jene echt deutschen, gefühlstiefen, stillen Schönheiten in der Harmonik 
and Melodik, die gerade in der evangelischen Kirchenmusik ihren eigentlichen Platz haben. 
Übrigens sei auch allen denen, die nicht in der Lage sind, das Stück aufzuführen, das Studium 
desselben dringend ans Herz gelegt, sie werden alle auch daheim am Flügel sich einige 
Stunden wirklichen Kunstgenusses verschaffen, wenn sie dem Komponisten durch die Schönheiten 
seiner Partitur aufmerksam folgen. Jedenfalls ist Piutti ein durch und durch musikalischer 
und durch und durch poetischer Komponist, und so sehr es anzuerkennen ist, daß er erst bei 
op. 28 angelangt ist, so sehr wäre es doch zu wünschen, daß er der evangelischen Kirchenmusik 
noch mehr Werke wie seinen 103. Psalm schenkte. Heutzutage sind die wirklichen Kirchen— 
komponisten an den Fingern einer Band zu zählen; eine Kraft wie Piutti könnte uns hier 
piel Segen bringen! Dr. Georg Göhler.
	        
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