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abgegriffen ist sein Schulterranzen und abgenutzet die Kleidung,
solche, wie Leute sie wohl tragen, denen es nicht am Gulden und
Heller gebricht, um an der Güte des Tuches sparen zu müssen.
Wie er steht und sich so frohgemut den langen, wallenden
Blondbart von der Heimatluft zausen läßt, da kommt ein
„Pinlein“, fleucht bei dreimnalen um sein Haupt, brummt ihm
am Ohr vorbei und schwinget sich weiter in schrankenloser Lust.
Nicht hascht oder schlägt er nach der kleinen Stachelträgerin,
freundlich nickt er ihr nach „zieh hin und grüß mir dein Heide—
kraut!“ — flüstern die bärtigen Lippen — „Willst mir wohl
künden, daß der landfremde Fuß wieder „des Deutschen Reiches
Pingarten“ betrat?“ — Und hurtig schreitet er aus. Allweil
durchmißt er der Juden Begräbnisplatz, so dem östlichen Stadt—
thörlein vorgelagert.
Anjetzo durchschreitet er dieses, so das „CLauferthor“) ge—
nannt: Wie klopft ihm das Herz so begehrlich! Nun wird er
wieder schauen, was nie der Sinn in der Fremde vergaß, wonach
er so manniches Jahr sich gesehnet — die alten Gassen, die
häuser, alles was dem Auge traut, aus der Kindheit Tagen!
Doch alsbald beginnt er zu stutzen, hier links dehnen sich
Behausungen aus, ihm unbekannt. An der damaligen Brand—
stätte, allwo im Jahre 1342 einige Gassen ein Raub der Flammen
geworden und niemand sich der Mühe unterzogen hatte, dort—
selbsten wieder Häuser zu bauen, stehen anjetzo eng aneinander
gedrängt Menschenwohnungen. Gar manniches Neue trifft er
noch an beim Weiterschreiten, darob er sich fast verwundern
muß. Durch die Dillinggasse?) gelangt er zum Salzmarkt 5),
allwo das neue „Haus der Stadt“ stehet, dasselbe das er vor
28 Jahren hat vollenden sehen. Auch jetzt sind es einige der
Straßen der Stadt, allbereit gepflastert, nicht versinket der FfFuß mehr
überall im Sand oder sumpfigen Schmutz. Vor ihm liegt der
kleine Gottesacker von St. Sebald, in dessen Mitte sich die Peters—
sebrecht hahtt beutge senehaatuznn. dz gewcunt nach dem Schlaawett. welches 147s an-