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samen Bewohner geht an die Arbeit. Aus jeder Thüre tritt
eine festlich gekleidete Gestalt, der beste Staat ist dem morschen
Schreine entnommen worden. Hunderte von schwieligen Frauen—
händen haben trotz nur karger Wocheneinnahme soviel erübrigt,
um ein Sträußchen, einen bescheidenen Kranz zu erstehen, eine
kleine letzte Liebesgabe, die sie auf den Sarg des allbeliebten
Gärner niederlegen wollen.
So zieht denn der stille, arme Blumenverkäufer mit einem
gar stattlichen Zuge zu Grabe. Es wimmelt ordentlich von Leid—
tragenden, als das Totenglöcklein auf dem Johannisfriedhof die
letzte Ruhe des einstigen Rünstlers einläutet.
Mir und meinen Freunden aber bleibt die Genugthuung,
einem Künstlerleben voll verklungener Harmonien und Dissonanzen
durch ehrenvolle Bestattung des Entschlafenen den würdigen
Schlußakkord angereiht zu haben.
Helmtrudis Lebensabend ist fernerhin vor Not und Ent—
behrung geschützt; ihr bietet sich ein geborgenes Unterkommen in
einer der vielen mildthätigen Stiftungen der Stadt Nürnberg.
Die Geige mit dem Bilde und dem welken „Meéemento
mori“, welche viele Jahre als Abglanz aus ferner ruhmvoller
Zeit über ihres Gatten dürftiger Lagerstätte gehangen, schmücken
ihr friedliches Stübchen. —