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Und wie er abends heimkommt, ist er erst eine Weil' im Laden
gewesen, wo er zu thun hatte. Dann ist alles so still gewesen
im ganzen Haus, und wie er naufgeht, da liegt erst die Magd
auf dem Gesicht am Boden, und wie er sie schüttelt, weil er
denkt sie wär eingeschlafen, sieht er, daß sie tot ist, und daß das
Blut ihr aus einer Halswunde läuft und dadavon hat der Hans
die Blutflecken am Hemd und an den Händen gehabt. Hernach
hat er den Herrn auch erschlagen am Sekretär gefunden und
der stand ganz offen. — Und da hat's geschellt an der Haus—
glocke, was eine Hausthür mit dem Drücker und einer Klingel
war, sodaß man rein konnt', wenn der Laden geschlossen war
und wie er hinausläuft mit seinen blutigen Händen und auch
um Hilfe schreien will in seiner Angst und Not, da steht die
Nachbarin vor ihm und fängt gleich das Schreien an, wie sie
den Hans und sein verstörtes Gesicht sieht. — Und hernach ist
gleich alles zusammengelaufen — und alle haben sie gesagt,
der Hans sei der Mörder, weil ihn die Nachbarin dabei erwischt
hätt', wie er grad fortgewollt hätt'.
‚Sehen Sie, so war's und nicht anders! Und jetzt haben
sie meinen armen Hans eingesperrt und niemand kann ihm
helfen, denn sie glauben's ihm nicht, wenn er auch hoch und
teuer schwört, er hätt' seinen arg guten Herrn gewiß nicht um—
gebracht! — Ach Gottele, ach Gottele, der Hans! und einen
Menschen umbringen! ...
Ich muß allweil an die Frösch und Kröten denken, die er
nicht hat erschlagen können!“
Wieder macht sie ihrem schweren Herzenskummer Luft in
einer Flut von Thränen. —
Dr. K. und Frau B. wechseln einige Worte des Einver—
ständnisses mit einander, darauf ergreift der Rechtsanwalt beide
Hände der Weinenden, blickt ihr fest in's Antlitz: „Also der
Hans ist wirklich unschuldig?“ — — „Ja, Herr! So gewiß
als unser Herr am Kreuz gestorben ist!“ — — „Gut! Der
hans wird freil — — wenn Sie versprechen den Rest der
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