II. „Lehrerheim Nürnberg“.
Anerkannter Verein.
Von Ludw Baumgärtner, derzeit. J. Vorstand.
Am Schlusse des Jahres 1886 wurde von dem Nürnberger Bezirks-Lehrerverein
ein sogenannter Wirtschafts-Ausschuß, bestehend aus 7 Mitgliedern, niedergesetzt
mit der Aufgabe: „die Mittel zur Erwerbung eines Vereinshauses für den
Lehrer-Verein Nürnberg-Stadt zu beschaffen.“
In Verfolgung seiner Aufgabe hat dieser Ausschuß zunächst das sogenannte
Rabatt-Unternehmen ins Leben gerufen.
Dasselbe besteht im wesentlichen in folgender Einrichtung:
Mit Kaufleuten und Gewerbtreibenden der verschiedensten Branchen werden
Verträge abgeschlossen, wonach dieselben von jeder Barzahlung eines Mitgliedes den
mit ihnen vereinbarten Rabatt zu entrichten haben. Jedes Mitglied ist im Besitze
einer sogenannten Erkennungsmarke, welche mit einer bestimmten Nummer
oersehen ist. Jeder Vereinslieferant besitzt ein Kontrollbuch, das ihm vom
Vereine geliefert wird. Nach abgeschlossenem Kaufe ist in dassselbe das Datum des
Einkaufs, die Nummer der Erkennungsmarke und die gezahlte Barsumme einzu—
tragen. Am Schlusse jeden Semesters ist der fällige Rabatt mit den entsprechenden
Belegblättern aus dem Kontrollbuche an den Schatzmeister des Vereins abzuführen. —
Der dem Verein gewährte Rabatt variiert zwischen 1 und 10 Prozent und beträgt
in den meisten Fällen 5 Prozent.
Aus der Instruktion für die Lieferanten des Vereins sei hier folgende
Bestimmung erwähnt: „Lieferanten, welche die von uns im allseitigen Interesse
getroffenen Bestimmungen nicht gewissenhaft befolgen, besonders die, welche etwa
a) unsern Mitgliedern ohne unsere Zustimmung den Rabatt beim Kauf bar aus—
zahlen, oder
durch Preisaufschlag, durch Verabreichung minderwertiger Ware oder in anderer
Weise den gewährten Rabatt ganz oder teilweise illusorisch machen, oder
sich nach geschlossenem Handel bei Vorlegung der Erkennungsmarke aus irgend
welchem Grunde weigern, den betr. Betrag in das Kontrollbuch einzutragen
und den versprochenen Rabatt zu zahlen, J
müßten wir zu unserm großen Bedauern aus unserm Lieferantenverzeichnis streichen.“
Vier Jahre lang waltete der Wirtschaftsausschuß als Internum des Bezirks⸗
lehrervereins seines Amtes. Da sah sich der Verein mit Ruͤcksicht auf die beab—
sichtigte Erwerbung von Grundvermögen vor die Notwendigkeit versetzt, sich „gesetzlich
anerkennen“ zu lassen. Nach eingehender Beratung hierüber lehnte er jedoch die
Erwerbung dieser Eigenschaft ab, da die gesetzliche Anerkennung die Beobachtung
mancherlei lästiger Bestimmungen zur Pflicht macht und eine Beeinträchtigung
unseres unabhängigen Vereinslebens in sich schließt. Und so wurde der Wirtschafts—
ausschuß aufgelöst und am 2. Dezember 1890 als Erbe seiner Aufgabe und seiner
Erfolge ein selbsitändiger Verein, der anerkannte Verein „Lehrerheim Nürnberg“
gegründet. Dem neuen Verein, welcher mit dem 1. Januar 1891 ins Leben trat,
schlossen sich fast sämtliche Mitglieder des Bezirkslehrervereins an, und 3. 3. zählt
derselbe 450 Mitglieder.
In Verbindung mit dem Rabattunternehmen wurde mit Gründung des
Vereins „Lehrerheim“ auch ein Spareinlagen-Unternehmen ins Leben gerufen.
— Um das Interesse der Mitglieder am Rabattunternehmen zu wecken und zu
— wurden denselben aufangs 40 Prozent und später 50 Prozent ihres erzielten
Rabatts als Eigentum gutgeschrieben. Erreicht der gutgeschriebene Betrag 25 M,
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