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Erlangen schreibt an den Zentralverein am 18. Mai 1850: „Zugleich be—
nachrichtigen wir Sie, daß uns der 8 unsrer Statuten, welcher sich auf die Ver—
bindung unsres Vereins mit dem Zentralverein und auswärtigen Vereinen bezieht,
von der Polizeibehörde gestrichen wurde, die Stimmung des hiesigen. Vereins aber,
in Betracht der gegenwärtigen Verhältnisse, eine solche ist, daß wir uns nicht
bewogen finden, deshalb eine Beschwerde einzureichen.“
So geht der Zentralverband seiner allmählichen Auflösung ent—
gegen, und sein Untergang besiegelt auch das Geschick der einzelnen
Zweigvereine und insbesondere auch das des Nürnberger Lehrer—
bvereins.
Statt vieler Worte diene zur Charakterisierung der Situation jener Zeit ein
Bericht des letzten Vorsitzenden des damaligen hiesigen Lehrervereins, des Lehrers
Gruber, an den Vorsitzenden der allgemeinen deutschen Lehrerversammlung, Berthelt—
Dresden, dessen Wortlaut folgender ist:
„Nürnberg, den 21. Juni 1850.
Vom Nürnmberger Lehrerverein
an
den Vorort des deutschen allgemeinen Lehrer-Vereins.
Es wird schon eine geraume Zeit sein, daß Sie vom hiesigen Verein keine
Nachrichten erhalten haben, und zu unserm großen Bedauern müssen wir gleich
im voraus bemerken, daß das, was wir Ihnen zu berichten haben, auch gat
nichts Erfreuliches darbietet.
Die Begeisterung, angefacht durch die erhebenden Momente der II. allgem.
deutschen Lehrerversammlung, dauerte nur sehr kurze Zeit und hat bald der
Gleichgültigkeit und der Furcht Platz gemacht.
Mehrere Zweigvereine lösten sich auf oder wagten es doch nicht, in ihrer
organisierten Form fortzubestehen; und wenn sie auch noch fortbestanden, so fristeten
sie doch nur ein kümmerliches Dasein. Letzteres gilt auch vom hiesigen Vereine.
Von den 63 Mitgliedern, welche auf dem Papiere verzeichnet sind, fanden
sich den ganzen Winter hindurch nie über 16 in den gewöhnlichen Versammlungen
ein, wenn auch die wichtigsten Fragen auf der Tagesordnung standen und dringend
dazu eingeladen wurde.
Dazu kam noch ein mehrfacher Wechsel des Vorstandes! Herr Müller mußte
krankheitshalber zurücktreten. An seine Stelle wurde Herr Voͤlckel interimistisch
gewählt, und bei Beginn des neuen Vereinsjahres, 14 Tage vor Pfingsten, fiel
die Wahl nach mehreren vorausgegangenen Ablehnungen, die gewiß kein erfreu—
liches Zeichen sind, auf den mitunterzeichneten Lehrer Gruber.
Möchten Sie in diesen Umständen einige Entschuldigungsgründe dafür
finden, daß von hier aus den Anforderungen des Vororts nicht mit der gebührenden
Pünktlichkeit entsprochen wurde.
Die wenigen Treugebliebenen waren indessen entschlossen, trotz der Teil—
nahmslosigkeit der meisten ihrer Kollegen, den Verein zu halten. Auf den Antrag
vom Verein Ansbach, um Pfingsten eine Versammlung von Deputierten“*) der
einzelnen Vereine abzuhalten, um sich über Anträge für die Tagesordnung zur
IIII allgemeinen Lehrerversammlung schlüssig zu machen, ging man mit Freuden ein.
Diese Versammlung wurde mit Wissen der Polizeibehörde und in Anwesen—
heit eines Polizeikommissärs abgehalten. Es waren bei derselben 11 Vereine mit
14 Abgeordneten vertreten. Vormittags wurden die Anträge bezüglich der Tages—
ordnung für die III. allgemeine Lehrerversammlung besprochen und bis auf wenige
Punkte in der Fassung der in der Zeitung des allgemeinen Lehrervereins ver—
öffentlichten Vorschläge angenommen. Nachmittags beriet man sich darüber, wie
Sie fand am Pfingstdienstag 1850 in Nürnberg statt.