Volltext: Festgabe zur 14. Hauptversammlung des Bayer. Volksschullehrer-Vereins

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Uber die Zahl der jährlichen Versammlungen können ziemlich genaue 
Angaben gemacht werden. Da gab es kein Pausieren im Sommer, kein Ausfallen— 
lassen der Versammlung in der vierten Woche des Monats, wie bei uns; ja kaum 
sistierte man dieselben während der Sa. s. auf 43 Tage bemessenen Ferien. 
So kam es, daß man jährlich zwischen 38 und 46 und vom 4. Oktober 1821 
bis zum 19. Juni 1830*) 383 Versammlungen abhielt, was jedenfalls eine sehr 
respektable Anzahl bedeutet. 
Daß die Zusammenkünfte, wie man bei der Häöufigkeit derselben vielleicht 
annehmen möchte, mehr den Charakter der Geselligkeit trugen, ist durch die genauest 
geführten Protokolle widerlegt. 
Sie bieten in ihrer Totalität ein höchst erfreuliches Bild regen geistigen 
Lebens und eifrigen Strebens, das — meine ich — unseren Zusammenkünften leider 
aicht immer eigen ist. 
Durch ein Protokoll vom 9. November 1821 hören wir zum ersten— 
nal von Referaten im Verein. Es heißt dort: „Herr Bauer, Herr Schultheiß 
und Herr Grißhammer haben das erstemal Bemerkungen über mitgenommene Bücher 
gemacht“, und am 6. April 1822 sprach Grißhammer den Wunsch aus, es solle mehr 
für geistige Nahrung der Besucher geboten werden. 
Sein Wunsch ging in Erfüllung! 
Man hielt Vorträge**) und erstattete Referate, namentlich über besondere 
methodische und pädagogische Fragen („Rede und Gegenrede trug wesentlich zur 
Klärung der Sache und der Ansichten bei“), man einigte sich in einer Reihe 
von Sitzungen über eine an den hiesigen Schulen einzuhaltende Ein— 
heitsorthographie, wurde sich klar über die Abgrenzung der Lehrstoffe 
und besprach sich über die die Schulen betreffenden gesetzlichen Be— 
stimmungen. 
Als sodann im Jahre 1824 Vorstand Kohl die Forderung erhob, der 
Verein wolle 
1. das Studium der pädagogischen Literatur und 
2. jenes der deutschen National-Literatur 
) Leider haben sich die Protokolle vom Juni 1830 bis zur erstmaligen Auflösung 
des Vereins, die noch über einen weiteren Zeitraum von 2 Jahren berichten ließen, nicht 
mehr vorgefunden. 
**) Die Themata der vom Anfang bis 10. Juli 1824 im Vereine gehaltenen Vorträge 
waren z. B. folgende: 
1. Freundschaftliche Annäherung der Lehrer im Verein, — von Grißhammer. 2. Das 
Ideal eines guten Volksschullehrers — von Bauer. 83. Über Religion und Religiosität 
— von Grißhammer. 4. Uber Schuldisziplin — von Frank. 5. UÜber Schuldisziplin — 
von Büchner. 6. Uber Schuldisziplin — von Grißhammer. 7. Über körperliche Strafen 
— von Hartmann. 8. Wie erwirbt sich der Lehrer das Zutrauen seiner Schüler? — 
von Grißhammer. 9. Allgemeine Grundsätze der Erziehung — von Frank. 10. Wieviel 
aus dem mathematischen Unterrichte gehört in die Volksschule? — von Grißhammer. 
11. Wieviel aus der Naturgeschichte gehört in die Volksschule? — von Büchner jr. 12. über 
Schulprüfungen — von Remshard. 13. Welche Behandlung erfordern ausgezeichnete 
Köpfe? — von Forster und Büchner jr. 14. Wie ist die biblische Geschichte in der Mittel— 
schule zu lehren? — von Remshard. 15. Wie hat man mit Kindern vom Teufel zu reden? 
— von Grißhammer. 16. Rede am Jubelfeste des Königs Max Joseph —, von Bauer' 
17. Wie hat man das Lachen in der Schule zu nehmen? von Raab. 18. Über Kinder— 
kenntnisse — von, Raab. 19. Wodurch wird amtsbrüderliche Liebe begründet und erhalten? 
von Raab. 20. Über Bildung des Schönheitssinnes — von Röder. 21. Über Tierquälerei 
— von Büchner jr. 22. Gedanken bei der Wahl eines neuen Vorstandes —, von Raab. 
28. Bestimmung und Würde des Volksschullehrers — von Grißhammer. 24. Über Selbst— 
ttändigkeit und Selbstsucht — von Remshard. — 25. Die Erde ist kein Himmel und wird 
auch keine Hölle — von Grißhammer. 26. Uber Zifferrechnen in der Glementarklasse.
	        
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