Volltext: Beiträge zu Dürers Weltanschauung

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der Hauptperson in die Hand gibt, ist bei seiner Vorliebe 
für die Mathematik erklärlich. Das ist aber auch noch nach 
einer anderen Richtung hin interessant. Damals schon arbeitete 
Dürer an seinem grossen wissenschaftlichen Lebenswerke, der 
„Unterweisung mit dem Zirkel“. Unter der Hand, die den Zirkel 
hält, liegt ein Buch, das bisher wohl kaum beachtet worden ist. 
Sollte es vielleicht hiermit in Verbindung zu bringen sein? Jeden- 
falls scheint es eng mit dem Zirkel, mit der Mathematik zusam- 
men zu gehören. 
Die Mathematik war ja überhaupt die Lieblingswissenschaft 
des gelehrten Nürnbergs der damaligen Zeit, und gerade in der 
Beziehung ist Dürers Melancholie mit ihrer Betonung der mathe- 
matischen Wissenszweige, — wir werden gleich noch mehr Zeug- 
nisse dafür kennen lernen —, ein echtes Zeitprodukt und echt 
Nürnberger Kind. 1471 war der berühmte Regiomontanus in die 
Reichsstadt eingezogen und hatte nach allen Seiten hin anregend für 
die Beschäftigung mit Rechnen und Messen gewirkt. Seit nun vollends 
eine ganze Reihe berühmter Mathematiker und Astronomen der 
Kriegsunruhen wegen von Wien nach Nürnberg übergesiedelt 
waren und von Beginn des 16. Jahrhunderts an ihren Vereinigungs- 
punkt im Hause von Dürers intimsten Freunde Pirkheimer ge- 
funden hatten, lebte Dürer mitten in einem Kreise der bedeutend- 
sten Mathematiker. Zusammen mit Stabius und Hainfogel be- 
arbeitete Dürer eben in jenen Jahren, wo er‘ die Melancholie 
schuf, die grosse Weltkarte und die beiden Sternkarten, die ersten 
bis jetzt bekannten. Sternkarten der europäischen Wissenschaft 
überhaupt. Im Jahre 1512 waren Dürers Zeichnungen dazu vol- 
lendet, 1515 erschienen die fertigen Holzschnitte.! In einer Ecke 
der Tafeln sehen wir Ptolemäus stehen, in den Händen den 
Himmelsglobus und den Zirkel. — Ebenso schuf Dürer mit Stabius 
zusammen, wie oben erwähnt, im Jahre 1512 zwei Horoskop- 
Tafeln zur Berechnung der Tageslängen, der Gestirne und der 
Nativitäten. 
Wir verstehen darum auch. wenn nun der sechsten der freien 
1 Abgeb. und bespr. von Edmund Weiss, «A, Dürers geo- 
graphische, astronomische und astrologische Tafeln,» Jahrb. des allerh, 
Kaliserh VII. 1888.
	        
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