Volltext: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

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lands verlangte und in gluͤhenden Worten pries, 
so verkuͤnden die protestantischen Gesangbuͤcher 
in ganzen Abschnitten die Suͤßigkeit des Liebens 
Jesu. Die dem Leiden vertraute Dichterin suchte 
in diesem vielleicht „religioͤser Materialismus“ 
zu nennenden Gefuͤhl die ersehnte Befreiung von 
weltlicher Ablenkung und menschlicher Not. Der 
Ausdruck dieses Gefuͤhls ist eben ihr auf der 
einen Seite pietistisch Beschauliches, auf der 
andern Seite mystisch verzuͤcktes letztes Werk. Es i 
muß also gesagt werden, daß hier die schon 
innegehabte freie und selbstaͤndige Stellung voͤllig 
aufgegeben worden ist. 
Dabei blieb sie streng protestantisch. Aus 
Seyssenegg klagt sie, wie schrecklich es ihr sei, i⸗ 
unter den Schlangen und Skorpionen das Nacht— 
mahl nicht in der richtigen Form nehmen zu 
koͤnnen. Daß Catharina die Absicht hatte, den 
Wiener Sof — Leopolds J.! — zum Protestantis⸗ 
mus bekehren zu wollen, wie ein glaubens- 2o 
wuͤrdiger Zeuge berichtet, muß als eine ihrer 
schwaͤrmerischen Ideen aufgefaßt werden. Ein 
edler Geist ward allzufruͤh zerstoͤrt. 
Die letzten Dichtungen Catharinas von Greiffen⸗ 28 
berg — ohnehin sind es ihrer nur wenige, ein⸗ 
gestreut in seitenlange philosophische und erbau—⸗ 
liche Betrachtungen — konnten nur als Zeichen
	        
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