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„Der Adler den Aufflug zur Sonne hinkehret,
Kein Donnerstrahl, Blitze, noch BRegen ihm wehret:
Durch stuͤrmendes Ungluͤck und feurige Not
Dich schwinge, und dringe zum ewigen Gott.“
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Rein anderer Vogel darf es wagen, die Kreise
seines Koͤnigs zu stoͤren. Aber nach ihm schallt
selten der Kuf. Auch „der Quell des uͤberflusses
mit seinen Wunderfischen“ fließt nicht; denn zu
oft „laͤßt die Weisheit von goldner Wolke ihre
Sprache toͤnen“, als daß ein wirklich reges Leben
sich entfalten kann, wie es in der italienischen
Dichtung bunt sich bewegt. Dafuͤr muß allen
Gleichnissen das hohe CLob gezollt werden, daß
sie niemals ins Unmaͤßige, Laͤcherliche oder Triviale
ausarten. Lieber greift die Dichterin sich weise
beschraͤnkend zu einem zweiten und wohl auch
zu mehr Bildern, die sich ohne uͤbergang anein⸗
anderreihen. Wenn ein „lustbringendes Regenlein,“
das als willkommene Erholung herniederfaͤllt, ge⸗
priesen wird als Nektartrank, als Zimmelsgeist,
als Balsam,
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„der die Welt mit Blumen Buh erfuͤllt,
Wenn Gott der Wolken Glas zerbricht, mit Sreuden
quillt,“
—A wenigen Stellen, an denen
von einem offenen Servorschimmern kindlicher,
naiver Regungen gesprochen werden darf. Der
dichte Schleier einer, man kann fast sagen, zu