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von Zesen in seinem hochdeutschen gelikon ge⸗
geben hat, getreulich beobachtet, und auch wohl
zu Zarsdoͤrfers poetischem Trichter ihre Zuflucht
genommen. So steht sie zwischen der schlesischen
Schule und der nuͤrnberger Spielkunst in der
Mitte, aber der letzteren und Zesen doch noch einen
Schritt naͤher als Gryphius, der in der zweiten
Auflage seiner Sonette zeigt, daß er ebenfalls
von dem Gruͤnder der deutschgesinnten Genossen—
schaft zu lernen nicht verschmaͤht hat. Aber nicht id
nur deutsche Buͤcher gelangten nach Burg Seissenegg.
Auch wenn die erwaͤhnte Trauerrede nicht aus—
druͤcklich ihre Sprachkenntnis ruͤhmen wuͤrde,
haͤtten wir in der an die tuͤrkische Siegessaͤule
angeschlossenen uͤbersetzung des „Glaubens⸗ 18
triumphs“ des Bartas, wie an den kleinen Er⸗
laͤuterungen italienischer Sprichwoͤrter und Sen—
tenzen, die sich in den Gedichten finden, einen
deutlichen Beweis fuͤr die eingehende Bes chaͤftigung,
die Catharina Regina hierauf verwandt hat. 20
Zudem ist die moͤglichst vollkommene Beherrschung
der fremden Sprachen in damaliger Zeit fuͤr die
Mitglieder hoher adeliger Familien s elbstverstaͤnd⸗
lich. Die Werke des Bartas in zierlichen, kleinen
Ausgaben gedruckt, sind Catharinens Lieblinge ⸗—
gewesen. Dafuͤr hat sie die ganze Schaͤferliteratur,
die ihrem Innern nichts zu bieten vermochte, bei—⸗
seite gelegt. Ihrem Leseeifer sind Petrarcas