Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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etwa von Hans Sachs abhängig ist und die Äußerung Lichtenbergs 
somit mehr als ein beiläufiger Spott zu gelten hätte, weiß ich nicht 
zu sagen. Ebenso ist mir nichts Näheres bekannt über die „Artliche 
und Holdselige Beschreibung der frommen tugendsämen und Gotts- 
[urchtigen Weiber, genommen aus dem 26. Cap. Syrachs. 1611“, 
die Vinzentius Liechtenberger, wohl durch Hans Sachs ange- 
regt, verfaßt hat. Wahrscheinlich sind diese „Reime in Hans 
Sachsischer Art“, die ich nur aus einer Mitteilung Wills kenne, 
ein Gegenstück zu der „Wahrhaftigen Beschreibung aller ungottes- 
förchtigen heuchlerischen Weibsbilder auß dem Syrach genommen 
Cap. 25“ von Hans Sachs, die Will in seiner „Bibliotheca Norica“ 
‚Pars VIIL, 1793, S. 52) eben vorher erwähnt hat. Man kann sich 
dabei ferner erinnern, daß Hans Sachs auch einen „ehren-spiegel 
der zwölf durchleuchtigen frawen deß alten testaments“ ver- 
faßt hat.! 
Gerade das Thema von den Frauen, mag es sich nun um 
gute oder, schlechte handeln, war eines der volkstümlichsten, insbe- 
sondere dienten die schwachen Seiten des weiblichen Geschlechtes 
den Satirikern vielfach als dankbare Zielscheibe, da ließ sich vor 
dem Angesicht der leichtgläubigen Menge mancher Schuß ins 
Schwarze tun. Wir haben schon (oben S. 20—21) gehört, wie sich die 
teschichte von den neun Häuten einer bösen Frau, die Hans Sachs 
so trefflich in Verse gebracht hatte, über einen langen Zeitraum 
hin großer Beliebtheit erfreute. Es liegt daher nahe, auch in der 
yrosaischen Volksliteratur des ausgehenden 16. Jahrhunderts nach- 
zuspüren, ob etwa auch hier dieser oder andere volkstümliche Stoffe 
in Anlehnung an Hans Sachs verarbeitet erscheinen. Indes wird es 
schwer halten, hier sichere Spuren nachzuweisen. Schon Jakob 
ärimm hat in dem Aufsatze „Die ungleichen Kinder Evas“? eine 
Benutzung des Hans Sachs durch Widmann in seinem Faustbuche 
1599) abgelehnt. Erich Schmidt hat die Schilderung der Helena im 
Faustbuche® vom Jahre 1587 und die Beschreibung derselben bei 
Hans Sachs nebeneinander gestellt. ohne gerade einen Schluß daraus 
1 Hans Sachs, hg. von Kehler, 1, 203 ff. 
? Zeitschrift für deutsches Altertum % (1842), S. 263. 
$ Charakteristiken, Berlin, 1886, S. 27. Man vgl. auch S. R. Nagel im 
Euphorion 9 (1902), S. 65, Auch die Übereinstimmungen zwischen Hans Sachs 
ınd dem ältesten Faustbuche bei Städtebeschreibungen. auf die Jakoh Minor
	        
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