Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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Auf eine Verhöhnung Hans Sachsens wird darin nicht abgezielt. 
Der eben angeführte Vers freilich, der sich in der Form: 
„Hans Sachse war ein Schuh- 
Macher und Poet dazu“, 
vereits im Jahre 1769 nachweisen läßt,! dann in einem auch aus 
älterem Vorrat zusammengeschweißten Raritätenkastenlied aus dem 
Ende der Siebzigerjahre des 18. Jahrhunderts, gleichzeitig in J. F. 
Schinks „Marionettentheater“ (1778) und in den nächsten Jahren 
öfter angewendet wird,” trägt nicht zur Ehrung Hans Sachsens bei. 
Er hat dann bis auf den heutigen Tag in weiten Kreisen die Formel 
°‘ür alle Hans-Sachs-Kenntnis abgegeben und auch noch in Richard 
Wagners „Meistersingern“ einen Unterschlupf gefunden. Dem Cha- 
rakter nach würde man diesen Vers gerne zeitlich weiter zurück- 
verlegen — etwa bis in den Anfang des 18. Jahrhunderts — aber 
3äine Spur davon hat sich vor dem oben angegebenen Zeitpunkte 
nicht nachweisen lassen. Daß man übrigens damals bei formal 
strenger Auffassung Hans Sachsens Verse scheel ansah, zeigt eine 
Äußerung Karl Wilhelm Ramlers (138. 10. 1785), worin er Logau 
‚von einigen Hans-sachsen-versen gesäubert“ zu sehen wünscht. 
Solche Säuberungsarbeit, wie sie Ramler auch an Logau vollzog, 
schlug aber nicht nur zum Nachteile Logaus aus, sondern auch zum 
Nachteile Ramlers, denn an der Wende des Jahrhunderts konnte 
Ludwig Tieck die alte Zeit erstaunt ausrufen lassen, daß man 
Ramler vergessen habe, Hans Sachs aber ehre.*? 
1 Vgl. H. W. von Gerstenbergs Rezensionen, hg, von O. Fischer, 
in den Deutschen Literaturdenkmalen, hg. von A. Sauer, No. 128, Berlin, 
1904, S. 263. 
2 Vgl. Büchmanns Geflügelte Worte, 12. Aufl., Berlin, 1880, S. 461 f. 
ferner 13. Aufl., Berlin, 1882, S. 418. Darnach ist also Herrmanns Äußerung 
‘Jahrmarktsfest, S. 76, Anm. 1), zu berichtigen. Max Herrmann, Jahr- 
marktsfest zu Plundersweilern, Berlin, 1900, S. 75—"77., S. 284—285. Der 
Druck des Raritätenkastenliedes, aus dem die Hans Sachs betreffende Strophe 
bekannt ist, erschien allerdings erst um das Jahr 1786 in Leipzig (Herrmann, 
S. 31). Die Art der Anführung bei Schink scheint darauf hinzudeuten, daß 
der Vers bereits vorhanden und bekannt war. 
3 Carl Schüddekopf, Karl Wilhelm Ramler bis zu seiner Ver- 
bindung mit Lessing. Inaug.-Diss., Wolfenbüttel, 1886, 8. 54. 
4 Vgl. Die deutschen Säculardichtungen an der Wende des 18. und 
19. Jhats. Hg. von A. Sauer (Deutsche Litteraturdenkmale, hg. von A. Sauer, 
Nr. 91— 104. Berlin, 1901), S. 239.
	        
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