Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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Gelehrten gegenüber manche armselige Poeten jener Zeit aus und 
noch einige andere, die wir alsbald kennen lernen werden. 
Der Wert, den das Urteil des Thomasius besitzt, tritt noch 
deutlicher hervor, wenn wir uns die Äußerung vergegenwärtigen, 
die in dem Konkurrenzunternehmen zu seinen „Monats-Gesprächen“ 
in den „Monatlichen-Unterredungen“ (1689) zu finden ist, die der 
sächsische Historiograph Wilhelm Ernst Tentzel herausgab, nach 
Prutz „ein literarischer Abenteurer“, !1 eine Bezeichnung, die den 
auf verschiedenen Gebieten bewanderten Mann vielleicht in ein zu 
ungünstiges Licht rückt. Nach dem Muster der Thomasiusschen 
Zeitschrift finden sich auch bei Tentzel Freunde zu einer Unterredung 
zusammen. Sie erörtern die Frage, wer zuerst die Schilderung des 
Schlaraffenlandes in die Literatur eingeführt habe. Nachdem Herr 
Constantin, der eine der Unterredner, zunächst auf die „Utopia“ des 
Thomas Morus hingewiesen hat, meint er, ob nicht vielleicht „der 
wegen seiner knüttel-verse so beruffene Hanß Sachse der erste mit 
unter denen sey, welche das Schlauraffenland. erdichtet haben, Wie 
nun Hanß Sachse nicht allein ein Poet, oder, wie sie damals hiessen, 
ein meister-sänger zu Nürnberg gewesen, und bey drittehalbhundert 
Diseipul oder Sänger daselbst gehabt, sondern auch einen guten 
schluck-bruder abgegeben, also hat er nach seiner poetischen licentz 
und schleckerhafften genio das Schlauraffenland beschrieben“. ?* Herr 
Antoni, der andere Unterredner, fühlt sich dadurch veranlaßt, sowohl 
Hans Sachsens als des Morus Werke herbeizubringen. Bei ersterem 
findet er zwei hieher gehörige Gedichte, nämlich den „sturm des 
vollen bergs“ und das „Schlaweraffen-land“® Aus letzterem werden 
einige Verse angeführt, in denen Hans Sachs auf die Alten als die 
Erfinder des Schlaraffenlandes hinweist. Damit ist diese Quellen- 
studie abgeschlossen und in der Art, wie Hans Sachs charakterisiert 
wird, zugleich eine Probe der seichten Ware, mit der Tentzel seine 
Leser versorgte, gegeben. . 
Die günstige Beurteilung, die Hans Sachs jedoch von Ge- 
1 Prutz, Geschichte des deutschen Journalismus, 1. Th., S. 344—346. 
Wegele in der Allgem. deutschen Biogr. 37 (1894), S. 571—572. 
2 Monatliche Unterredungen Einiger Guten Freunde Von Allerhand 
Büchern und andern annehmlicehen Geschichten. Augustus 1689. Leipzig, 
S. 808— 809. 
3 Hans Sachs, hg. von Keller, 5, 334 ff. und 5, 338 ff.
	        
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