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in Weißenfels; mit dessen jüngerer Schwester Sophie er sich auch
verlobte, während die ältere Johanna Elisabeth seit dem 24. November
1697 mit Neumeister verehelicht war. *
Der Streit, den Wernicke und Hunold gegen einander aus-
fochten und in den Hans Sachs von beiden Seiten einfach nur als
Prügelknabe hineingeworfen wurde, hat für die deutsche Literatur
keine Bedeutung erlangt und es wäre zu viel, ihn als ein ernstes
Vorspiel zu den späteren literarischen Fehden des achtzehnten Jahr-
hunderts zu betrachten. Aber zwei Folgen hat er’ sicherlich gehabt.
Einerseits wurde durch die streitenden Poeten Hans Sachs in kein
günstiges Licht beim Publikum gerückt, anderseits wurde durch sie
eine Staubwolke in solcher Art aufgewirbelt, daß ihr ungefähr zwei
Jahrzehnte später wieder in Hamburg eine andere ähnlicher Art
leicht folgen konnte. Das Jahr 1725 ist für die Hamburgische
Theatergeschichte nicht ohne Bedeutung. Es führt das niederdeutsche
Drama daselbst auf den Gipfelpunkt und ein förmlicher Kampf tobt
um die beiden Stücke von Johann Philipp Praetorius „Der Hamburger
Jahrmarkt“ und „Die Hamburger Schlachtzeit“. Im selben Jahre
wurde die Oper „Julius Caesar“ von Händel gegeben, den Text dazu
hatte wie zu manchen anderen Thomas Lediard® übersetzt. Dieser
lebte damals in Hamburg als Sekretär des großbritannischen außer-
ordentlichen Gesandten Cyrill von Wich, der einige Zeit auch die
Direktion der Hamburger Oper inne hatte. Anläßlich der Aufführung
dieser Oper erschien von einem mir sonst nicht bekannten Sivers?
ı! Vgl. Schröder, Lexikon der hamburgischen Schriftsteller 3, 429
und 5, 496.
? Vgl. über diesen Schröder a. a. O0. 4, 395 ff.
3 Die ganze Streitangelegenheit kann man nachlesen bei Ernst Otto
Lindner, Die erste stehende deutsche Oper, Berlin, 1855, Seite 121 f. Über die
Oper „Julius Caesar“ vgl. man auch: „Der Deutsche Kundäschafter, Lemgo 1764“,
12. Brief. S. 121, doch steht darin nichts über die Pamphlete. Mit einem
Heinrich Jakob Sivers aus Lübeck lag Liscow in Fehde (Berth. Litzmann,
Chr. L. Liscow, Hamb. und Leipz., 1883, S. 36—47). An diesen könnte man
allenfalls denken. Ich sehe übrigens nachträglich, daß schon Friedrich Chr y-
sander (G. F. Händel, 2. Bd., Leipzig, 1860, S. 110) diesen Sivers im Auge
hatte, Sachsens Schreiben ist in Knittelversen abgefaßt; durch gewisse Aus-
drücke (lobesan u. a.) sucht der Verfasser ihm den Stempel des Meister-
sängerischen aufzudrücken. Der von mir im Texte zitierte Schluß ist aller-
dings ganz in Alexandriner-Form geraten. Lediard betont ausdrücklich.
daß sich sein Geener der .„Knüttel-Verse“ bedient habe und daß er ehen-