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Was vorher unter den jetzigen Pfeilern gesessen hat, oder,
was vielleicht jetzt noch darunter sitzt, das läßt sich nur vermuten;
gewiß etwas ähnliches: rahmende vertikale Stücke; und nicht etwa
elegante paduanische Kandelaber oder dergleichen, sondern wohl
etwas einfaches, wie ja auch die Brüstung ganz einfach behandelt ist.)
Wann diese fugierten Pfeiler aufgemalt sind, ist bei dem rohen
Charakter der Arbeit schwer zu bestimmen. Wie der vorhin er-
wähnte Zettel auf der Rückseite besagt, wurde im Jahre 1840 die
Leinwand von der Holztafel abgelöst und das Gemälde restauriert,
von Renner. So lange Wörmann Direktor der Galerie ist, also
seit 1882, ist an dem Bilde nichts geschehen, er hat es nicht ein
einziges Mal aus dem Rahmen nehmen lassen, bis ich vor einiger
Zeit um diese Vergünstigung bat, die mir auch bereitwilligst ge-
währt wurde.
Es ist möglich, daß damals, 1840, die zweifellos stark be-
schädigten Teile neu gemalt wurden: die Pfeiler, der obere Teil
der Wand, das Buch und die Buchdecke. Ferner sind die ver-
schiedenen Teile des Zimmers, die kleinen Figuren darin sowie die
Landschaft so stark ausgebessert, daß die alte Farbschicht meist
verdeckt ist, doch hält sich die Ausbesserung fast überall streng
an das Vorhandene. Die Deckenbalken des Nebenzimmers scheinen
mir korrigiert oder ganz hinzugefügt.
Man hat um 1840 ziemlich derb restauriert, auch an dem
»Rosenkranzfest« in Prag sind die damaligen Ausbesserungen schon
auf einen Meter Distanz zu erkennen, sitzen dick und schwerflüssig
auf. Heute ist man Ja viel raffinierter.
An und für sich ließe sich auch denken, daß man schon im
7. Jahrhundert an der geringen Raumillusion des Bildes Anstoß ge-
nommen und sie durch die Fugen auf Pfeilern und Fußboden hätte
*) Soviel man jetzt sehen kann, möchte auf der rechten Seite die Kante des
rahmenden Stückes etwas mehr nach außen gelegen haben, wenigstens glaube ich bis
zu einer bestimmten Linie die alte Malerei des Zimmers und der Landschaft unter
dem aufgemalten grauen Pfeiler weiter verlaufen zu sehen, Unter dem linken Pfeiler
sieht man, parallel dem jetzigen Innenrand, ein kleines Stück weit nach außen, die
Spur einer ehemaligen Begrenzung.