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Dominikanerkirche zu Krakau. (Fig 16.) Callimachus war der 
Grabschrift zufolge im November 1496 gestorben, und dies ver- 
anlasst zunächst, die Entstehung der Tafel nicht viel später anzu- 
setzen. Doch erweist sich durch die Bestimmung des Erzgiessers, 
der die Ausführung der Tafel übernahm, diese frühe Datierung als 
unwahrscheinlich. Ein hervorragendes Denkmal zu setzen, war 
man dem verdienstvollen Sekretär des Königs schuldig, und an 
ien erfahrensten Künstler im Erzguss wird man sich gewendet 
haben. Dies war der Erzgiesser Peter Vischer zu Nürnberg. — 
Wer aber wäre berufener gewesen, die Porträtzüge des Floren- 
tiner Humanisten zu modellieren, als Veit Stoss, der mit diesem 
in persönlicher Beziehung gestanden hatte!’®) Dieser jedoch war 
schon nach Nürnberg übergesiedelt.‘*) Trotzdem bat man von 
Krakau aus den ungern fortgelassenen Meister, aus der Er- 
'nnerung ein charakteristisches Porträt von Callimachus zu skiz- 
zieren, und gewiss hätte man ihm auch gern die Ausführung der 
Grabtafel übertragen, wenn ihr nichts in den Zunftsbestimmungen 
im Wege gestanden hätte, Denn dass der vielseitige Stoss auch mit 
der Kunst des Erzgusses wohl vertraut war, geht daraus hervor, 
dass er vom Kaiser Maximilian einige Figuren, zu denen er ein 
Modell ı514 in Arbeit hatte, zu giessen beauftragt war. Dieser 
Auftrag aber bedeutete einen Eingriff in die Zunftordnung, und 
deshalb führten im selben Jahre die Rotgiesser beim Rate, der nie- 
mals duldete, dass Meister einer anderen Zunft mit dem Handwerk 
der Rotgiesser sich beschäftigten, Klage gegen Stoss. Aus Rück- 
sicht, dass der Guss vom Kaiser bestellt war, bewilligte der Rat 
liesmal ausnahmsweise nach einigem Zögern dem Bildschnitzer, 
selber zu giessen, doch nicht mehr, als ihm vom Kaiser in Auf- 
trag gegeben sei, und auf Veits weiteres Verlangen stellte er 
ihm auch einen Zwinger als Giessraum zur Verfügung.’5) Dies 
23) Für Callimachus hatte Stoss das Bnina-Grabmal ausgeführt. 
%) In Krakauer Urkunden wird Stoss zuletzt am 10. Jan. 1496 genannt. Im 
selben Jahre zahlte er für seine Wiederaufnahme in Nürnberg 3 fl. R. 
%) Vgl. die Akten, abgedruckt von Petz i. Jahrb. d. kunsthist. Sammlungen d. 
allerhöchsten Kaiserhauses B. X. p. 39. Vom Rate waren besondere Schmelzhütten 
und Schmelztiegel eingerichtet. Auch die aus Lehm bestehenden Schmelztiegel durften 
sonst nicht ausgeliehen werden. Ob der Guss gelang, ist unbekannt
	        
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