Schrein hineingestellt und könnten beliebig umgestellt werden,
ohne dass das Aussehen der Komposition im wesentlichen ver-
ändert würde. In den Flügelreliefs wiederholt sich das Unruhige
der Komposition, und die Absicht wird deutlich, durch gedrehte
Falten, die hart und steif in der Luft stehen, die leeren Stellen
auszufüllen. Und dennoch, etwas drängt diese Mängel zurück:
alle Figuren durchzuckt eine eigentümliche sich stürmisch
äussernde künstlerische Kraft. Wenn sie auch uns Deutschen
tremde, dem unruhigen, leicht aufgeregten Polen vielmehr
s>igene Züge zur Schau tragen, so äussert sich in ihnen eine un-
oändige Realistik, die nur aus einem lebhaft gefühlten Natursinn
antspringen konnte, obgleich ein Masshalten in der Schmerzes-
iusserung dem Meister kaum gelungen ist. Der hier ge-
schaffene Marientypus ist beinahe lieblich, aber der Ausdruck
atwas starr, was auch bei den Apostelgesichtern, die vielleicht
3twas empfindungslos sind, zu bemängeln ist. Die Technik aber
st meisterhaft, besonders in den langen dürren Fingern der
Maria und den sehr gebogenen bei Johannes. Minderwertig ist
lie Durchbildung der kleinen Figuren am Stammbaum an der
Predella, die Dekoration des krausen Blattwerkes aber zeugt von
zühner Meisterschaft,
In die Zeit der Arbeit am Altar fällt die Herstellung von
147 Chorstühlen für die Marienkirche, die vor 1486 vollendet
waren, für die aber Stoss erst nach 1495 Zahlungen erhielt.?*)
Das Grabmal für Kasimir Jagello in der hl. Kreuzkapelle
les Domes auf dem Wawel schliesst sich als bezeichnetes Werk
den beiden genannten Arbeiten an. (Fig. 3.) Noch bei Lebzeiten
hatte der König das Monument bestellt, denn am 7. Juni 1492 war
er plötzlich in Grodno in Lithauen gestorben und im selben
Jahre war das Monument, worin des Königs Gebeine beigesetzt
wurden, laut Jahresinschrift, die unter dem Meisterzeichen Veits
ınd seinem Namen steht*®), vollendet.
Die schnelle Errichtung des aus rot und weiss geflecktem
Marmor gemeisselten Denkmals erklärt sich durch den Arbeits-
24) Grabowski, und Essenwein, die Kunstdenkmale Krakaus op. 102° 1495 wird
Jem Meister gelobt, in zwei Jahren 150 fl. zu zahlen
%\ FIT STVOS + 1402