nannte der treue Bursche Helena Elisabeth nicht in Gedanken,
hatte so eigentümlich ausgesehen, als sie aus ihrem Zimmer trat
und den Strauß bemerkt haben mußte. So gar nicht erzürnt,
im Gegenteil!
Dann hatte er der Brigitte ein Schnippchen geschlagen und
endlich einen alten Kameraden von Lützen gefunden. Fröhlich
klimperten die Batzen in seiner Tasche.
Drittes Rapitel.
Die Mittagsstunde des 81. Oktobers 1517, in welcher
Luther seine beruͤhmten 95 Sätze gegen Tetzel und den Ablaßkram
an die Thür der Schloßkirche zu Wittenberg angeschlagen hatte,
war zum Scheidepunkti zwischen zwei großen Abschnitten der Welt⸗
geschichte geworden, zur Todesstunde des Mittelalters, zur Stunde
der Geburt der neueren Zeit.
Wie fast in allen Ländern hatten die Lehren des Reformators
auch in Steiermark bald Eingang gefunden und festen Fuß ge—
faßi, so daß das Land auf dem Reichstage zu Augsburg bereits
freie Religionsübung beanspruchte. Erst 1575 und 1578 jedoch
konnte diefelbe dem Herzog Karl II., dem jüngsten Sohne Kaiser
Ferdinands J., dem bei der Länderverteilung 1564 Steiermark,
Kärnten, Krain und die Grafschaft Görz, das sogenannte Inner—
Osterreich, zugefallen war, abgenötigt werden.
In kurzer Zeit hatte der größte Teil des Adels und fast
die Haͤlfte des Bürger- und Bauernstandes sich der evangelischen
Kirche zugewandt.
Um den weiteren Fortschritten des Protestantismus einen
Damm entgegenzusetzen, rief Herzog Karl 1570 die Jesuiten ins
Land und stiftete drei Jahre danach die hohe Schule in Graz.
Sein Sohn, Herzog Ferdinand, der spätere Kaiser, seines
Namens der Zweite, ganz im Sinne seiner streng katholischen
Mutter Maria, Tochter Herzog Alberts V. von Bayern, erzogen,
verschärfte nach seinem Regierungsantritt 1590 in Steiermark
die schon vom Vater in die Wege geleiteten beschränkenden Maß—
regeln gegen die neue Religion in rücksichtsloser Weise.
Er befahl nach widerrechtlicher Aufhebung des Freiheits—
briefes seines Vaters den Ständen, ihre protestantischen Prediger
und Lehrer binnen 14 Tagen zu entlassen.