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Die Lage, oder vielmehr das Hangen und Bangen des
Ertappten, mit sicherster Aussicht auf eine Reihe von Gescheh—
nissen und Tagen, von denen er sich sagen mußte, daß sie
ihm nicht gefallen würden, war allerdings eine entsetzliche.
Unten schrieen belustigt die Soldaten zu den oben erbost
schimpfenden und fluchenden Begleitmannschaften, denen auch
„Nummer Sicher“ unheimlich drohte, sie sollten doch den
Strick durchschneiden, der „schöne Schreiner“ wünschte nach
Hause und freue sich auf den schönen Willkommen. Lieutenant
Vogt kam eben dazu, als der Ulk in's Unerlaubte ging,
er übersah die Lage, befahl, rasch eine Stange beizuschleppen
und anzusetzen, woran sich der halbtodte Maier herabließ,
sofort in Empfang genommen wurde und im Orkus der
Schanzenprison verschwand. Anderen Tages empfing er von
kurzer Hand wieder seine fünfundzwanzig Frischen und
begann nach bereits erduldeten fünf — weitere sechs Jahre
Festung, die ihm das General-Auditoriat zudiktirte. Zehn
Mann der militärischen Zuschauerschaft und vier Posten
hatten in der Strafstube heimlicher Stille Zeit und Gelegen—
heit, über dienstwidrige Unachtsamkeit und pflichtvergessene
Schadenfreude und deren wenig ersprießliche Folgen reiflichst
nachzudenken.
Wenn es Zeit und Wetter erlaubten, wurden die
Schanzer zu Arbeiten im Freien — was ihnen das Liebste —
verwendet, natürlich unter scharfer Bewachung, die auch
gehörig respektirt wurde, denn jeder Sträfling wußte genau,
daß jede Widersetzlichkeit sofort mit einem Bajonnettstoß,
jeder Fluchtversuch mit einer Kugel mißbilligt werden durfte.
Als nach und nach die Zahl der Züchtlinge auf achtzig
gestiegen, war es oft Gegenstand ernster Sorge des
Kommandanten, dieselben ausreichend zu beschäftigen; —
sämmtliche Baureparaturen leichterer Art waren schon
bethätigt, sämmtliche Zugänge zu der Festung, ja der ganze
Fürstenweg und die beiden Aufstiege nebst dem Pulversteig
theils ausgebessert, theils ganz neu angelegt. Da kam der