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Stellung einzuräumen. Aber die nächsten Jahre brachten keine Ver—
inderung der bestehenden Verhältnisse, so daß Rektor Hopf im Herbst
1873 wiederholt die Bitte an die K. Staatsregierung stellte, der städti—
schen Handelsschule dasselbe Recht wie den verwandten K. Anstalten zu
verleihen und ihr einen eigenen Prüfungskommissär zu bestimmen, da bei
Fortdauer der bisherigen Bedingungen es unmoͤglich sein würde, die
heiden obersten Kurse in gutem Stande zu erhalten. Und es ist wahr—
lich zu verwundern, zugleich aber auch der stärkste Beweis für das Be—
dürfnis einer Handelsschule in Nürnberg, daß damals diese städtische
Anstalt nicht alle oder doch die meisten Schüler in den oberen Klassen
verlor, sondern jährlich zahlreiche Abiturienten zu der Abgangsprüfung
an der Kreisgewerbschule stellen konnte; denn bei aller Milde, welche
geübt werden mag, kann doch nicht verkannt werden, daß Schüler, vor
eine fremde Kommission gestellt, gegen jene, welche von den eigenen
Lehrern geprüft und censiert werden, im Nachtheile stehen; sie kennen
die Lehrer, ihre Methode, ihre Fragestellung nicht, ein Umstand, der
bei Prüfungen schwer ins Gewicht fällt, da dies den Schüler noch
ängstlicher und befangener macht und das Prüfungsfieber, dem jeder
Examinand mehr oder weniger ausgesetzt ist, in noch gesteigertem Grade
hervorruft. Waren schon diese Verhältnisse geeignet, die Handelsschule zu
entvölkern, so trat noch ein anderer Umstand hinzu, welcher ihren Bestand
auf die Probe stellte, indem das Schulgeld 1871 von 36 auf 48 fl. er⸗
höht wurde. Doch auch diese Ungunst des Schicksals konnte ihre Fre—
quenz nicht vermindern. Aber das Jahr 1874/75 brachte neue Gefahren.
Im Jahre 1872 hatte die K. Staatsregierung einen K. Kom—
missär zur Visitation der städtischen Handelsschule abgeordnet. Das Re—
sultat war ein ziemlich ungünstiges. Mit Offenheit, aber nicht ohne
Wohlwollen deckte der Kommissär die Schäden der Anstalt auf und
machte Vorschläge, wie diesen Mängeln abgeholfen werden könnte.
Der Magistrat beauftragte daher den Rektor Hopf, einen neuen
Lehrplan auszuarbeiten, welcher die Verteilung der Lehrgegenstände und die
Behandlung der Lehrfächer zur Anschauung bringen sollte. Der von
Rektor Hopf vorgelegte Entwurf wurde auch in mehreren Sitzungen
des Scholarchats einer gründlichen Prüfung unterzogen; als aber 1873
durch die öffentlichen Bläätter die Nachricht lief, daß für die K. An—
stalten eine neue Lehrordnung in Aussicht stehe, blieb jener Entwurf
bei den Akten, um späterhin nach Veröffentlichung des neuen Lehrplans
der Gewerbschulen einer Revision unterstellt zu werden. Zugleich
tauchte jetzt auch die Frage auf, ob es nicht zweckmäßig sei, die Han—
delsschule mit der Kreisgewerbschule in der Art einer Handelsabteilung zu