94
Geschäftsmann sie notwendig habe; dagegen werde dem
mathematischen Unterricht eine Ausdehnung gegeben,
welche dem späteren Kaufmann überflüssig sei.
Daher sei es hier durchgehends gebräuchlich, daß alle
die, welche sich der Kaufmannschaft widmen wollten, in der
Handelsgewerbschule ihre Vorbildung suchten. Da aber an
dieser Lehranstalt die oberen Klassen bis jetzt noch nicht
ins Leben getreten seien, so hätten die aus ihr austreten—
den Schüler nicht die gehörigen Vorkenntnisse, um an der
hiesigen polytechnischen Schule die Vorträge über Physik
und Chemie mit Vorteil benützen zu können, ja es würde
selbst seine großen Schwierigkeiten haben, wollten diese
den Unterricht in der Kreisgewerbschule mit anhören.
Aber auch abgesehen von diesem Umstande, sei es bei der
großen Frequenz der Kreisgewerbschule und der polytech—
nischen Schule, besonders in ihrem ersten Kurs, nicht
wünschenswert und für den Fortgang ihrer Schüler wohl
nicht ersprießlich, wenn die Schülerzahl durch fremde Ele—
mente eine Vermehrung erführe.
Auch möchte in Erwägung zu ziehen sein, daß die frag—
lichen Unterrichtsfächer an einer Handelsschule nach einer
andern Richtung und in einem andern Umfang zu lehren
sein dürften als an rein technischen Lehranstalten.“ Dieses
Gutachten, das mit rückhaltloser Offenheit die Sachlage klarstellte,
hatte jedoch eine Folge nicht.
Selbst der von Dr. Hopf am 14. Juni 1848 vorgelegte und
in 4 Kommissionssitzungen beratene Lehrplan kam nicht, wie doch be—
stimmt war, im Schuljahr 1849/50 zur Einführung. Statt dessen
wurde ein mangelhafter provisorischer Lehrplan eingeführt. Nur das
Schulgeld war inzwischen erhöht worden, um größere Mittel zu einer
durchgreifenderen Reorganisation zu erhalten. Inzwischen aber mehrten
sich die Klagen besonders über den mangelhaften französischen Unter—
richt.
Das Gemeindekollegium ergriff daher von neuem die Initiative,
indem es am 5. November 1850 den Antrag stellte: „Es wolle ein
verehrlicher Magistrat, da die K. Regierung auf die früheren
deshalb gemachten Vorschläge einzugehen nicht für gut be—
funden habe, die Reorganisation schleunigst wieder in die
Hand nehmen und zu erwirken suchen, daß die Anstalt sich
mit Beginn des nenen Schuljahrs derjenigen Vervollkomm—