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(Menantes). Nach einer vorangegangenen kleineren Fehde mit Wer-
nicke ließ er gegen diesen eine derbe Satire los unter dem Titel
„Der Thörichte Pritschmeister, Oder: Schwermende Poete“ (1704).
Hunold, der auch sonst in galanter Frechheit zu Hause ist, hat in
dieser platten, mit langatmigen Anmerkungen verunstalteten Komödie
so ziemlich das Pöbelhafteste geleistet, das im Nachleben des Hans
Sachs zu verzeichnen ist. Wernicke erscheint darin zweimal kari-
kiert, einmal als „Wecknarr, der Ertz-Pritschmeister“, und dann
dadurch, daß sein zu „Narrweck“ verzerrter Name dem lustigen
Bedienten beigelegt wird. Schulmeisterliche und Liebesszenen —
Wecknarr ist in Mirandola und Amarillis, erstere eines reichen,
gelehrten Mannes, letztere eines Schulmeisters Tochter, verliebt —
bilden nebst der nach Wernickes Heldengedicht gestalteten Dichter-
weihe Wecknarrs den Hauptinhalt der Komödie. Hans Sachsens
Geist ist darin eine wirkungsvolle Erscheinung geworden, die die
Doppelnatur des Schusters und Dichters recht kräftig zum Aus-
drucke bringt. Die Schustermagd Trincke kauft sich Wernickes
Hans Sachs bei einer Trödlerin Gesche und gerät mit einer „Milch-
häckerDeeren“ Sielcke, ohne daß das Büchlein gelesen wird,
darüber in Streit und in ein Handgemenge. Nun kommt gleich ein
theatralischer Effekt (S. 16). „Hans Sachsens Geist erscheinet, und
schmeist den Leisten unter sie, worauf sie erschrocken davon lauffen,
und das Buch im Kothe liegen lassen“. Nachdem dann dem Hans
Sachs noch einmal die Ehre zuteil geworden ist, in der abwärts
laufenden Reihe Lohenstein, Hofmannswaldau, Zesen, Harsdörffer
den Anhang zu bilden (S. 72), und in einigen Versen noch eine
Bekräftigung hinzugekommen ist, hat Sachsens Geist im fünfzehnten
Auftritt (S. 80 ff.) seine Hauptaufgabe zu lösen. „Wecknarr setzet
sich unter einem Baum, und unterstützet seinen Kopff mit der Hand.
Hans Sachsens Geist zieht ihn bey der Mütze.“ Sachs spricht Weck-
narr tröstlich zu. Dieser ist von der Erscheinung ganz entzückt und
wird von Sachs als Sohn und Erbe begrüßt: „Du sollst in allen
glücklich werden. Nur schäme dich meines Namens nicht, da alle
meine Geister in dir wohnen. Schreibe kein Helden-Gedicht mehr
von mir, wo du dich nicht den Nahmen nach so wohl als in der
That zu meinen Nachfolger erklärest.“ Sachs bemerkt dann, wie er
die Werkzeuge seines Handwerkes auch in der Dichterwerkstätte
Wecknarrs wieder erkenne. Wecknarr gesteht seinen Fehltritt hin-