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in der Walhalla folgte, die Feier des 70. Geburtstags des
Regenten selbst, die Eröffnung der bayrischen Landes-
ausstellung zu Nürnberg 1896, die grofse Heerschau über die
bayrische Armee zu Würzburg und Nürnberg 1897. Diese
Heerschau geschah unter Teilnahme des deutschen Kaisers,
der in jenen Tagen in dem Schlosse residierte, wo des
Prinzregenten Wiege gestanden hatte, und zum ‘erstenmal
auch die Burg zu Nürnberg besuchte, von welcher die Gröfse
seines eigenen Hauses ausgegangen war. Wir berühren damit
die Beziehungen, in denen Bayern unter Luitpold zum
Reiche steht. Ihnen ist der Charakter rückhaltloser Bundes-
treue aufgeprägt. Schon in den Worten, mit denen er am 1. Juli
1886 seinen ersten Landtag schlofs, hatte er es ausgesprochen,
dafs er in der Haltung des bayrischen Volkes in einer Zeit
härtester Prüfungen die zuversichtliche Gewähr dafür erblicke,
dafs mit Gottes Hilfe unter seiner Regentschaft dem bayrischen
Staat im festen Verband mit dem deutschen Reich
Zeiten des Glücks und des Segens beschieden sein mögen*).
Rasch kam der Augenblick, wo sich die Festigkeit des Reichs-
verbandes bewähren konnte. Wilhelm I. ward zu seinen Vätern
versammelt, Friedrich III. folgte ihm fast gleichzeitig auf
dem Thron und in das Grab, das Reich kam an Wilhelm II.
Hier ward nun dem deutschen Volke selbst wie der Welt
der sichtbare Beweis gegeben, dafs der Reichsgedanke un-
versehrt auch diese Erschütterungen überdauert habe. Als
der neue Fürst seinen ersten Reichstag eröffnete, sah man
ihn von seinen hohen Verbündeten umgeben; vor allem war
auch Luitpold nach Berlin geeilt, durch seine Teilnahme an
dieser Feier die Einmütigkeit der deutschen Fürsten und
Stämme auch unter den veränderten Verhältnissen mit zu
dokumentieren. In diesem Geiste, dessen Inhalt man vielleicht
in die Worte entfalten darf: in necessariis unitas, in
dubiis libertas, in omnibus caritas, ward weiterhin das Ver-
hältnis zum Reiche gepflegt. Der Besuch des Kaisers in
München, Luitpolds Gegenbesuch in Berlin, die Kundgebungen
bei der Centenarfeier für Wilhelm I., die Verleihung der
deutschen Kokarde an die bayrische Armee, die Teilnahme
*) Reidelbach a. a. O. S. 179.