Bücher gefordert worden, fast ganz Deutschland hat sich in dem Gutenberg-Bund
dereinigt; auch ein großer Teil der Nürnberger Brüder war an jenem Abend, wie
ich in Nürnberg war, hiezu bereit und nun, nachdem sich die gesetzlose Chat der
Polizei längst als eine total verunglückte herausgestellt hat, die dem Bunde mehr
genützt als geschadet hat, liegt Nürnberg wie eingefroren und Du, ein so
hiedrer Mann und tüchtiger Kollege, schweigst und läßt uns der
Indsedolhhen Ungewißheit zum Vaube werden? Das ist doch gewiß nicht er—
reulich
Wir sind dessen ganz sicher, daß uns recht bald ein Schreiben von Vüruberg
kommt, gleich viel was es enthält; eine schmerzliche Gewißheit ist immer besser ais
schwankendes Umhertappen. — — Veulich war ich in Posen, die Kollegen daselbst
haben einen recht gut geübten Sängerchor; derselbe Jjang nach einer wirklich hüb—
schen Melodie das Lied von unserm guten Andreas Vück „An dem Kasten
teht der Setzer“. Hierdurch wurde ich so fern von Rürnberg lebhaft an Euch
ind die mir so reichlich bewiesene Kollegialität erinnert. Nöchtest Du nicht Herrn
Rück sagen, er sollte doch auch etwas für das Buchdrucker-Liederbuch dichten und
dasselbe bald. bald einsenden.
Lebet Alle recht wohll!
Wir grüßen herzlich
Karl Fröhlich. H. Kannegießer.
Mit heller Freude antwortet der Zentralvorstand des Gutenberg—
Bundes, als kaum nach Absendung des vorstehenden Briefes aus Nürnberg
das ersehnte Lebenszeichen eintraf:
Tentral-Vorstand des Gutenberg-Bundes
zu Berlin.
Anden Hauptoerein des Gutenberg-Bundes Vürnbaerg.
Berlin, den 10. Januar 1850.
Lieben Brüderl!
Hättet Ihr das uns so werthe Schreiben einige Tage früher an uns gesendet,
so wären wir der unangenehmen Pflicht ledig gewesen, die Zweifel laut werden
zu lassen, welche im Betreff Nürnbergs uns lange schmerzlich genug gequält haben.
Wir sind keineswegs besorgt, daß unser Schreiben Euch erzürnen wird; wir
haben eine zu gute Meinung von unseren Brüdern in Rürnberg, als daß wir nicht
dlauben sollten, wie Ihr selbst, in unsrer Lage, keineswegs anders gedacht haben
vürdet. Doch wir haben uns getäuscht in unsern bösen Befürchtungen, und danken
Hott von ganzer Seele, daß dem so ist.
Lieben Brüder! Wir wünschen Euch das beste Glück zu Eurer nun zu Stande
gekommenen kKkorporativen Vereinigung, und freuen uns, daß Ihr so
füchtig, nach dieser erfüllten Hoffnung, für Eure auswärtigen Brüder schaffet.
Fahrt so fort, der Segen bleibt nicht aus. Richtet nur eine tüchtige Ansprache an
Ture zehn Vereius-Städte; diese kleineren Schwosterstädte werden wie Kinder auf
ihre sorgende Mutter, in der Folge auf Rürnberg, blicken. Denn gewiß werdet
zühr so bald wie immer möglich an die Gründung einer Bundes-önvalidenkasse
gehen. Nürnberg wird dann die Kassenverwaltung als Hauptverein für seine Um—
Jebung übernehmen. Sollte es nicht möglich sein, den kleineren Städten die Mit—
zliedschaft bei der Nürnberger Krankenkasse zu gestatten, so bitten wir dringend,
die nöthigen Schritte zur Gründung einer Hauptvereins-Krankenkasse zu thun;
dies ist sehr gut ausführbar, denn Magdeburg, Schwerin und andere Städte haben
nit bestem Erfolg diese segenbringenden öInstitute ins Leben gerufen. Wir sind
gern bereit, auf Anfragen von Eurer Seite nach bestem Wissen und Gewissen sofort
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