Objekt: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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e8 mochte diefem nun fcheinen zur Zeit oder zur Unzeit, Worte 
des Lebens, welche, befruchtet und belebt durch die gewaltige 
Liebe diefes Mannes, nachmals bei Bielen eine Ausfaat für Zeit 
und Ewigkeit geworden find. 
Was nun abe endlich Drittens andern Freunden öfters 
am wenigften in den Kopf wollte, war das freundliche Beneh- 
men unfers Seligen gegen arme, in Sünden und Sünden 
elend verfunkene Naturen. Wir haben hiervon auch fehon im 
12ten Abfchnitte einzelne Züge Fennen gelernt. Aber auch hier 
hat die Geduld und die Liebe unfers Seligen einzelne fchon bhie= 
nieden bekannt gewordene Früchte getragen, wovon fchon jede 
einzelne nach 1 Petri 4, VB. 8 „der Sünden Menge bededfen 
Fönnte“s denn er ift auch In diefem Lazareth der Metter mehr 
al8 einer Menfchenfeele geworden. Eins war dabei noch, was 
den Brüdern an unferm Seligen oft noch fchwerer eingehen wollte, 
als die Milde gegen folche Sünder, die noch überhaupt „draußen“ 
find: die Freundlichkeit, das liebevolle Nachgeben gegen arme 
abgewichene Brüder, die einmal fein liefen, und nun von einer 
fchweren Berfuchungsftunde darniedergefällt wurden. Unfer feliger 
Kießling dachte hierin, befonders in den reiferen Jahren, ges 
ade fo wie der felige ESper, von welchem wir hier auch eine dahin 
paffende Stelle aus einem Brief an Kießling mittheilen wollen. 
„Uttenreuth, 3ten Sept, 1777.04 
„Hierneben erhalten Sie zugleich Herrn MW.’8 Brief. Ich 
muß beFennen, gleich der Anfang deffelben hat mich gerührt. 
Bei meinem erften Befuch hatte ich nun freilich den gebeugten 
Sinn, wie ich mir ihn dachte, noch nicht gefunden. AUWber wie 
oft pflegen wir zu fchematifch von Anderen zu denken! Wir find 
eben jeßt in der Faffung, und wollen, gerade in der fol zu 
diefer Stunde auch der Andere fein. If er’S nicht, fo ftoßen 
wir un8z oftmaliges Stoßen follte uns aber doch bedächtiger 
machen; fo ift e8 mir gegangen, und fo geht e& mir Leider noch 
oft. Nun febhe ich, es ift Herrn W. Ernft, Ihre Liebe wies 
ber zu haben. Ich an meinem Theil habe nie deraleichen Er- 
Häruna von ibm erhalten. #
	        
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