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gebilligt und gezeichnet. — Nach sorgfältig geheim gehaltener
Verabredung zwischen Ihrer Hoch-Gräfl. Exzellenz Herrn
General von Aufseß mit dem Kommandanten Grafen Bonifacio
wurden die kurbayerischen Wachen und Posten sämmtlich
abgelöst, Thore und Werke übergeben, die Abzugspfade und
Wege markirt und besetzt, und Früh 10 Uhr während eines
wunderbaren Herbstsonnenscheines begann der Ausmarsch
der Ueberwundenen. Die Thore des Rothenberges öffneten
sich, die Zugbrücke fiel, die Pallisadenpforten knarrten auf.
Die kreisfränkischen und kaiserlichen Truppen waren staffel—
förmig beidwegs aufgestellt, ihre Offiziere vor der Front
mit wehenden Fahnen. Bald nahte der Ausmarsch selbst. —
Eine Kompagnix Dragoner unter kaiserlicher Standarte
eröffnete den Zug. Ihr folgten die den Belagerten
zugesprochenen Haubitze und 4 andere Stücke mit allen
Zugehörungen, Konstablern und Wagenknechten unter Geleite
einer kurbayerischen Abtheilung, sowie die im Accord
inbegriffenen verdeckten Wagen des Grafen von Bonifacio
und seiner Offiziere. Nun kamen in Kaleschen des Haupt—
manns von Preising Eheliebste nebst ihren Kindern und die
verwittwete Frau Obristwachtmeisterin von Trist sammt
ihren Leuten. Ein französischer Graf Moralla Vignoles
der eine nicht ganz unbedenkliche Vermittler- oder besser
Kundschafterrolle spielte, schloß sich in einer wohlverdeckten
Kalesche an, unter Musketierbewachung. Im langen Zuge
nahten die Proviant- und Munitionskarren, auf deren einem
ein kleiner Wurfmörser lag. — Nach dieser ersten Abtheilung
ritten zwei blasende Trompeter vor dem General von Aufseß
und den übrigen höheren Offizieren, schwenkten bei der in
Linie aufgestellten Infanterie ein, worauf der Vorbeimarsch
der Besatzung in folgender Weise stattfand: an der Spitze
ritt der Graf Bonifacio auf einem stattlichen Schimmel,
14 Kompagnien des noch schmucken Fußvolkes folgten mit
blingendem Spiel und fliegenden Fahnen. Dann kam der
Troß mit Weibern und Kindern auf Wagen und Karren; eine
Kompagnie Dragoner schloß. Die fränkischen Kreistruppen
besetzten, 500 Mann stark, die Festung, und diese harrte nun
des kommenden Schicksals, nachdem sie so lange mannhaft