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Von Dr. F. J. Holly. 8338
und uns die Freude an dem gesunden, volkstümlichen Wesen dieses
Poeten wiedergab. Als nämlich Goethe im Jahre 1774 mit den
Vorstudien zu seinem Drama „Faust“ sich beschäftigte und dabei
viel in den Werken mittelalterlicher Schriftsteller herumstöberte, stieß
er auch auf die Dichtungen von Hans Sachs. Die Ursprünglichkeit der
Denkweise dieses alten Meisters, seine Schlichtheit und Kernigkeit gefielen
ihm aber so sehr, daß er sich zu der Dichtung „Erklärung eines alten
Holzschnittes, vorstellend HansSachsensp oetische Sendung“
begeisterte. Hier heißt es in warmer Anerkennung des Nürnbergers:
In seiner Werkstatt Sonntags früh
Steht unser teurer Meister hie,
Sein schmutzig Schurzfell abgelegt,
Einen saubern Feierwamms er trägt,
Läßt Pechdraht, Hammer und Kneipe rasten,
Die Ahl steckt an dem Arbeitskasten.
Er ruht nun auch am siebten Tag
Von manchem Zug und manchem Schlag.
Wie er die Frühlingssonne spürt,
Die Ruh' ihm neue Arbeit gebiert:
Er fühlt, daß er eine kleine Welt
In seinem Gehirne brütend hält,
Daß die fängt an zu wirken und zu leben,
Daß er sie gerne möcht' von sich geben.
Er hätt' ein Auge treu und klug
Und wär' auch liebevoll genug,
Zu schauen manches klar und rein,
Und wieder alles zu machen sein;
Hätt' auch eine Zunge, die sich ergoß
Und leicht und fein in Worte floß:
Des thäten die Musen sich erfreuen,
Wollten ihn zum Meistersinger weihen.
In der schlichten Singweise der Meistersinger gab Goethe mil
diesen Worten eine sehr treffende Charakteristik des Meisters aus
Nürnberg, und wem diese nicht genügte, den mußten die Schluß⸗
verse des erwähnten Gedichtes belehren, wie hoch der Frankfurter
Poet den alten Sangesgenossen Sachs schätzte; diese lauten:
Da droben in den Wolken schwebt
Ein Eichkranz, ewig jung belaubt,
Den setzt die Nachwelt ihm aufs Haupt;
In Froschpfuhl all das Volk verbannt,
Das seinen Meister je verkannt.
Von jetzt ab stieg Sachsens Ansehen rasch und sicher höher.
Zunächst gelangten einzelne Gedichte von ihm in sorgfältiger Aus—
wahl wieder zum Abdruck. Gelehrte und Ästhetiker widmeten ihm