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Im Uebrigen spart Eure klugen Sprüche,
Frau Agnes, und schafft lieber in der Küche. —
Agnes.
Ja wohl, ich weiß nichts von der Kunst. Ich bin
Nur fromm und keusch, von bürgerlichem Sinn.
Doch drum empört's mich, seh ich, wie Ihrs treibt!
Wie — malt Ihr nicht die Sünde, wie sie leibt?
Wie Eva nackend zu dem Adam kam. —
pfui, schämt Euch, Dürer, solche Heiden
So sittenlos zu malen ohne Scham! —
Dürer.
Unschuld genügt, die Schönheit zu bekleiden, —
Und dann, mein Kind, war's Deine Lieblichkeit.
Die Eva schmückt in aller Herrlichkeit.
Agnes.
Das eben ist' es ja, was mich erbittert!
Ich war so thöricht, Euch Modell zu stehn.
Für Kirchen glaubt ich, doch mein Herz noch zittert,
Muß ich dies Bild bei fremden Leuten sehn. —
Bei Eurem saubern Freund, Pirkheimer heißt er,
Ist selber aller Buhlerkünste Meister. —
So gebt Ihr mich den frechsten Augen preis.
Drum haß ich diese Bilder, und Gott weiß,
Nie steh' ich mehr Modell in meinem Leben!
Dürer.
Dem Reinen ist kein Aergerniß gegeben
Amn reinen Werk. Doch nun — es wird schon spaͤt,
Verderbt mir meine Arbeit nicht und geht!