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und Lager zu besichtigen, über die bayerischen Truppen Heerschau zu
halten und an Manövern teilzunehmen.
Eine zeitweilige Unterbrechung erfuhr seine dienstliche Thätigkeit
durch die Ereignisse in seiner Familie und im königlichen Hause. So
begab er sich im Jahre 18738 nach Wien, wo sein tapferer Sohn Leopold
am 20. April sich mit der Erzherzogin Gisela, der Tochter des Kaisers
Franz von Osterreich, vermählte. Dagegen mußte er schon das Jahr
zuvor erleben, daß sein Neffe Otto, der zweite Sohn seines Bruders
Max, nachdem er sich bereits während des französischen Feldzuges öfters
unwohl gefühlt hatte, an einem Nervenleiden erkrankte, das sich in der
Folge als unheilbar herausstellte. Das Jahr 18785, für das königliche
Haus nicht minder verhängnisvoll wie das Jahr 1864, entriß ihm seine
jüngste Schwester, Prinzessin Alexandra, die aufopfernde Wohlthäterin der
Armen, wie seinen jüngsten Bruder, den Prinzen Adalbert, und seine
Schwägerin, die verwitwete Königin Amalie, die, in Bamberg verschieden,
an der Seite ihres Gemahls in der Fürstengruft der Theatinerkirche zur
letzten Ruhe bestattet wurde. Und endlich hatte er den Schmerz, daß sein
erlauchter Oheim, der nunmehr achtzigjährige Feldmarschall Prinz Karl,
am 16. August in Tegernsee durch einen Sturz mit seinem Pferde ver—
unglückte. Dagegen fand das Jahr 1875 einen versöhnenden Abschluß
durch die Enthüllung des Denkmals für den unvergeßlichen König Max IL.,
bei welcher Prinz Luitpold als Vertreter des königlichen Hauses zugegen
war. Dieses Denkmal, den König Max im Krönungsornate darstellend,
erhebt sich unweit der Isarbrücke in der von ihm angelegten Marximilians⸗
straße, wo das frühere bayerische Nationalmuseum und jenseits der
rauschenden Isar das Maximilianeum und die herrlichen Anlagen auf der
früher öden Gasteiganlage für immer an die Fürsorge dieses Königs für
seine Hauptstadt erinnern.
Eine frohe Erinnerung an die vergangenen Jahre des eigenen
Lebens war es für den Prinzen Luitpold, als er im folgenden Jahre,
am 80. März 1876, das Jubelfest seiner vierzigjährigen Zugehörigkeit
zum bayerischen Heere feierte, bei welcher Gelegenheit er in Anerkennung
—DDDDDD000 Generalfeldzeugmeister mit
dem Range eines Feldmarschalls, der höchsten militärischen Würde,
ernannt wurde. Und als am 22. März 1877 sein kaiserlicher Freund,
König Wilhelm von Preußen, den achtzigsten Geburtstag beging, eilte auch
er nach Berlin, um gemeinsam mit den andern deutschen Fürsten dem
Begründer des neuen deutschen Reiches die Glückwünsche des bayerischen
Königshauses zu überbringen. Schon einige Jahre vorher hatte dieses
Haus seiner Verehrung für den ehrwürdigen Herrscher Ausdruck gegeben,
als dieser uber München nach dem Bade Gastein reiste. Das erste Mal.