Volltext: Das Irrhainfest am 3. Juli 1894 (Band 1)

Schlupfen und Huschen durch der Bäume Irrgehege, durch 
Busch und Strauch, und hie und da flammte es auf mit 
irrwischartigem Zucken; schon flimmerten vielfarbig und 
zartgeschwungen die Pfad- und Rondellränder, es funkte und 
lohte den Zweigen entlang; mit einem Schlage erstrahlte 
der ganze Hain im elektrischen Schimmer der magischen 
Bogenlampen, durchwoben von mannigfach abgetönten, 
schlangengleich sich kreuzenden Lichtern, Ketten und Bändern. 
Welcher Jubel, welch Gewühl! Das Lob der Anordner und 
Erzeuger dieser zauberischen Beleuchtung, Schwabe, Quehl 
und Schuckert, ging von Mund zu Mund, noch häufiger und 
brünstiger aber Welle auf Welle des kräftigen, erfrischenden 
Liebel'schen Nektars, dessen Gehalt den des Raum'schen 
Ambrosias bei aller gediegenen Wurstigkeit weit überholte. 
Rings aber an den Palissaden hing, drängte und schaute 
der Zaungäste schaulustige Menge, und es dämmerte ihr eine 
blasse Ahnung von den Gefühlen, welche unser Urelternpaar 
heim Gedanken an Milton's verlorenes Paradies überkommen. 
Einträchtigere, gemüthlichere und so innerlich seelen— 
vergnügte Gruppen hatte unser Waldheim seit Jahren nicht 
beherbergt; der ewige Landfrieden schien eingekehrt aus 
unserem bejahrten Erdtheile; überall Fröhliche in lustigem 
GBeplauder und ausdauerndem Trinken, prangend im Ordens— 
und Festschmucke, mit Waldblumen-Sträußchen geziert, und 
öfter schien es, als flöge ein niedlicher blinder Schütze von 
Zweig zu Zweig mit schon halbgeleertem Köcher und 
blinkendem Bogen, und als klänge es wie gefiederte Botschaft! 
Dem wonnig schönen Abend folgte eine herrliche 
Sommernacht; sie glich einem geheimnißreichen Schatzkästlein 
köstlicher Juwelen, die ihres Glanzes und Feuers in unserer 
dankbaren Rückerinnerung nimmermehr verlieren werden. — 
Wohl war es weit über Mitternacht, ja Einige wollen 
bereits die Gardinen der rosenfingerigen Eos haben erzittern 
sehen in schamhafter Gluth, als sich allgemach der Irrhain 
von seinen so innig zufriedenen Besuchern zögernd verlassen 
sah, die letzten Töne verklangen, die letzten Funken und
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.