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aufgegangen. Mit einem Kohlestift, wie er ihn stets bei sich
trug, um Notizen zu machen oder schnell eine kleine Zeichnung
zu entwerfen, schrieb er den Vers auf ein Blättchen dünnen
Papiers, das er einer umgeschnallten Tasche entnahm, in welcher
er die damals zwar sehr zierlich ausgeführten, aber recht unzu—
verlässigen Karten der Umgegend Nürnbergs bei sich trug. Dann
legte er das Gedicht unter den Strauß, stieg die Treppe her—
unter und ging zu seinem Pferde. Das schien aber gar keine
Lust zu haben, seinen Weideplatz mit den frischen, saftigen
Frühlingskräutern zu verlassen. Eilig rupfte es sich so viel wie
möglich aus, als fürchte es, sein Herr würde sogleich von hier
aufbrechen.
„Laß dir Zeit, Alter,“ meinte Schlippenbach lächelnd, „wir
beide haben nichts zu versäumen,“ und während er wohl—
gefällig dem grasenden Rosse zuschaute, das es sich weiter schmecken
ließ, setzte er sich auf einen Stein unter dem Fenster des Mauer—⸗
turmes. Bald kehrten seine Gedanken wieder zu Helena Elisabeth
zurück, und ein Bein über das andere gelegt und den Kopf in
die Hand gestützt, verlor er sich in tiefes Sinnen.
Plötzlich horchte er auf. Ein leiser Ausruf, wie in der
Ueberraschung ausgestoßen, schlug an sein Ohr und weckte ihn
aus seinem Brüten.
Auch das kluge Pferd mußte den Ton vernommen haben,
es hob den Kopf und wieherte leise.
Erwartungsvoll blickte Schlippenbach zum Turmfenster hin—
auf, grade in dem Moment, als Helena im Rahmen desselben
erschien.
Beider Augen begegneten sich, und während dem jungen
Mädchen, das den Strauß an das pochende Herz drückte, das
Blut heiß in die Wangen schoß, sland der tapfere Herr Oberst
bleich vor Erregung unten, wie ein ertappter Schüler,
„Dann bekam er Leben. Grüßend riß er den Hut vom
Kopf und stürmte mit großen Sätzen die Treppe hinauf, als
gälte es, oben eine feindliche Fahne im Sturm zu erobern.
„Ostern und Pfingsten, ist mir je so etwas vorgekommen!“
entfuhr es dem alten Hans, der durch das Wiehern des Gaules
veranlaßt, aus seinem heimlichen Versteck, in welchem er gelegent—
lich unbeobachtet ein Schläfchen zu halten pflegte, neugierig über
die Hecke geschaut und das höchst merkwürdige Gebaren seiner
jungen Herrin und des schwedischen Obersien beobachtet hatte.