Metadaten: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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der fünfte „Kreuzzug“ gegen die Hussiten beschlossen. Der Markhraf 
von Brandenburg wurde wiederum zum Oberbefehlshaber ernann 
(am 26. Juni) und der Kardinal Julianus selbst überreichte ihn 
im Beisein des Königs und vieler anderer Herren das geweihte 
Kreuz vor dem Altar der Sebalduskirche. Das gegen die Hussiten 
zusammengebrachte Reichsheer mag an 100 000 Mann stark gewesen sein,) 
auch die Nürnberger hatten dazu ein nicht unbedeutendes Kontingent 
unter Erhard Haller und dem Ritter Wernher von Parsberg als Haupt— 
leuten gestellt. Die Kosten dafür hatte der Rat zum Teil durch eine 
außerordentliche Vermögenssteuer aufgebracht.“*) Doch auch dieser mit 
so großem Aufwande unternommene Zug endete wieder genau mit dem— 
selben Mißerfolge, wie alle früheren. Kaum vernahm man nach einigen 
anfänglichen glücklichen Erfolgen die Kunde, daß der eine Zeitlang zu— 
rückweichende Feind von neuem heranrückte, als auch schon alles in 
Unordnung geriet. Daraus entwickelte sich eine förmliche vollständige 
Niederlage (bei Tauß, am 14. August 1431). Nun drängte alles in 
wirrer Flucht der Grenze zu, verfolgt von den leichten böhmischen 
Reitern, die die Reihen des Kreuzheeres noch auf schreckliche Weise 
lichteten. Was half es, daß man vieler Orten von Feigheit und Ver⸗ 
räterei sprach, die durch die Fürsten selbst begangen und an der vor— 
nehmlich Markgraf Friedrich nicht unschuldig sein sollte. Damit ließ 
sich die beschämende Thatsache, daß das deutsche Reich und die katholische 
Kirche unvermögend waren, den Widerstand der unbotmäßigen Ketzer 
zu brechen, nicht aus der Welt schafffee. 
Im Jahre 1432 zogen die fürchterlichen Hussitenheere ein letztes 
Mal mordend und sengend durch deutsche Provinzen, ohne daß ihrem 
Wüten Einhalt gethan werden konnte. Diesmal hatte besonders Branden⸗ 
burg unter den verwilderten Scharen zu leiden. Endlich entschloß man 
sich auch auf rechtgläubiger Seite, den von den Hussiten schon lange 
angebotenen Weg friedlicher Vereinbarung zu betreten. Mit freiem 
Geleit begab sich eine hussitische Gesandtschaft nach Basel, wo von 
neuem die heiligen Väter zu einem Konzil versammelt waren, um über 
die Heilung der Gebrechen der Kirche zu beraten. 
(gorts. folgt.) 
*) v. Bezold, a. a. O. S. 144. 
s*). Von einer progressiven Einkommensteuer hatte man damals freilich noth 
keine Ahnung. Eher darf man von einer solchen als im verkehrten Sinne angelegt 
reden. Nämlich, wer 1000 Gulden hatte oder mehr, mußte 4 Gulden geben, wer 
750 und darüber bis 1000, 8 Gulden, wer 500 bis 750 besaß, zahlte Gulden, 
wer 800 bis 500, 132, wer 100 bis 800, 1 und wer zwischen 50 uund 100, Gulden 
hatte, mußte einen halben Gulden geben, wer unter 50 Gulden hatte, mußte auch 
noch zwei Schilling, das wäre annähernd der sechste Teil eines Guldens, bezahlen.
	        
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