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Fräulein Eva aber nett lügen kann,“ fuhr er im Selbstgespräch
fort, „das ist ganz erstaunlich! Ich hätte darauf geschworen, ihr
Schuhband wäre wirklich aufgegangen, so ehrlich kam's heraus.
Die Weiber verstehen es. Da kann's ja Keiner Wunder nehmen,
wenn wir armen Männer ihnen gegenüber immer die Rein—
gefallenen sind. — Ich werde mich aber jetzt hier ganz still ver⸗
halten. War damals der junge Herr meinem Fräulein recht,
so wird er's wohl jetzt auch sein, und ich will sie nachher nicht
wieder so verlegen machen. J Gott bewahre! Uberhaupt, was
geht's mich an. Für mein Fraͤulein bin ich blind und taub und
stumm. — Aber freuen thaͤt's mich mächtig, würde aus den
beiden da oben ein Paar! — Herrje! Da kommt die Brigitte
grade auf den Turm zu; das waͤre eine nette Bescherung, über—
raschte die mein Fräulein mit dem Herrn Obersten. Nein, die
muß ich da wegbekommen!“ Enntschlossen sprang der alte Soldat
auf und ging der Braut seines ehemaligen Kameraden entgegen.
„Ist heute aber prachtvolles Wetter,“ redete er sie mit der
unschuldigsten Miene von der Welt an. „Da werdet Ihr wohl
mit dem Herrn Leutnant zusammen einen Spaziergang machen?“
„Lund war vor kurzer Zeit hier,“ antwortete Brigitte. „Er
ist aber sogleich wieder fortgegangen. Nun will ich jetzt auf den
Turm hinauf und allerhand heilkräftige Frühlingskräuter zum
Trocknen aufhängen.“
„Na, das fehlte noch,“ murmelte Hans, „daß sie mit ihrer
Apotheke da zwischen die beiden platzt. Liebestränke haben sie
wohl nicht mehr nötig. — Aber ich habe doch den Pehr eben
noch gesprochen,“ fuhr er laut zu seiner Begleiterin fort, die,
einen ziemlich großen Korb am Arm, stolz auf die vielen ver—
schiedenen Säckchen sah, in denen ihre Kräuter sich befanden.
„Er suchte Sie,“ log der alte Bursche in wirklich unverschämter
Weise, „und ist nun wieder ins Haus geeilt, da er Ihnen etwas
Wichtiges zu sagen vergessen hätte.“
„Ach gewiß wegen der Eheringe,“ rief Brigitte und er—
rötete verschämt.
„Natürlich wegen der Eheringe, wie konnte ich nur so ver⸗
geßlich sein! Eilen Sie nur, sonst wird der Herr Bräutigam
am Ende noch ungeduldig.“
„Aber wo soll ich denn mit den Kräutern hin?“
„Die geben Sie mir nur, ich weiß ja Bescheid und werde
sie auf den Turm hinauftragen,“ und ehe Brigitte noch etwas
erwidern konnte, hatte er ihr den Korb schon abgenommen.
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