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Still — denn wahres, reines Glück findet selten laute
Worte — beugte auch Franz das Knie, und mit Freuden⸗
thränen in den Augen legle die Mutter ihre Hände segnend auf
die Verlobten.
Der Freiherr umfaßte zärtlich seine Gattin, und beide Eltern
schickten ein heißes Gebet zum Höchsten und flehten um das
Glück ihres geliebten Kindes.
Achtes Rapitel.
Im Wirtshause „zur goldenen Gans“ ging es lebhaft zu.
Die Offiziere, welche zur Begleitung des Pfalzgrafen und des
Feldmarschalls von Wrangel gehörten, pflegten aͤbends sich dort
zu einem guten Trunke einzufinden.
Heute war die Wersammlung ganz besonders stark besucht,
da man wußte, daß mehrere junge Herren der steirischen Exulanten⸗
familien von ihren Ouartiergästen eingeladen worden waren. Die
Offiziere hofften, durch Bekanntschaft mit jenen Eingang in die
Kreise der vornehmen Geschlechter zu finden.
Auch der Leutnant Georg von Rosen hatte seine beiden
Studiengenossen aus Wittenberg gebeten, bei ihm das Nachtmahl
einzunehmen. Obgleich beide es nicht liebten, Wirtshäuser auf—⸗
zusuchen, glaubten sie dem Freunde die Bitte nicht abschlagen zu
dürfen, da dieser ihnen gern eine Höflichkeit für die gastliche
Aufnahme in ihren Häusern hatte erweisen wollen; denn beide
führten eignen Haushalt.
Dem frühzeitig verwaisten Crailsheim leitete seine ehemalige
Kinderfrau, die schon seinen Eltern jahrelang treu gedient hatte,
die Wirtschaft.
Khevenhillers Mutter, eine geborene von Dietrichstein, lebte
zwar noch, allein sie war menschenscheu geworden, nachdem sie
ihren geliebten Gatten, der als Obersileutuüͤant im Heere Gustav
Adolfs diente, nach kaum siebenjähriger Ehe plötzlich verloren
hatte. Von ihren fünf Kindern war sodann nur der älteste Sohn
am Leben geblieben. Drei Söhne und eine Tochter waren ihr
im zartesten Kindesalter vom Tode entrissen worden. Still
und zurückgezogen lebte die Witwe nur zeitweise im Hause des
Sohnes, meist jedoch auf einem kleinen Landsitz in der Nähe
Nürnbergs, wenn sie nicht für ein schweres Leiden an irgend