zu erwecken. Hat anderseits z, B. eine Hysterische den Leuten weisgemacht,
dass sie von hoher Abkunft sei und es wird ihr deshalb ein respektvolles
Verhalten entgegengebracht, so wird sie hiedurch selbst wieder in dem Glauben
bestärkt, wirklich von hoher Abkunft zu sein. Der leiseste Anstoss von Aussen
zenügt, um ihrer Phantasie eine bestimmte Richtung zu geben. In Folge
ihrer lebhaften Phantasie glauben sie selbsterfundene Geschichten, wenn sie
dieselben öfter erzählt haben, schliesslich selbst und zwar meist solche, die
für sie schmeichelhaften Inhaltes sind und von denen sie wünschen, dieselben
erlebt zu haben. Die Neigung zu solch subjektiven Fälschungen kann nicht
ahne Weiters als »Lüge« bezeichnet werden und kann diese Neigung schon
bei Kindern auftreten. Verstand und Phantasie (Autosuggestibilität) stehen
bei ihnen nicht im richtigen Verhältnisse zu einander. Jeder Mensch ist etwas
autosuggestibel. Jeder verfällt dadurch sehr häufig dem Irrthum. In vielen
Fällen wird der Irrthum durch die Kritik des Verstandes korrigirt. Je grösser
der Verstand, desto geringer der Irrthum. Es braucht die Verstandesthätigkeit
nicht auffallend herabgesetzt und kein Schwachsinn vorhanden zu sein, aber
die Autosuggestibilität kann abnorm gross und das Gehirn schlecht äquilibrirt
sein. Die Hysterischen arbeiten mit Reminiscenzen aus Gesprächen und
kultivieren gewöhnlich den Klatsch in ganz besonderer Weise. Ferner lesen
sie sehr viel und zwar vorzugsweise Romane. Aus Phantasie und Prahlsucht
haben sie vielleicht eine Aeusserung fallen lassen von hoher Geburt, grossem
Vermögen u. s. W., ohne selbst von der Realität überzeugt zu sein. Um nun
ihren Behauptungen mehr Nachdruck zu geben, fälschen sie Briefe, Unterschriften
und dergl. und aus Bedürfniss, das einmal begonnene Spiel weiter zu spielen und
aus Lust zu fabulieren, kommen sie immer zu neuen Lügereien und Betrügereien,
Ihre überschwengliche Phantasie stört das klare Denken und als Folge davon macht
äich ein instinktiver Hang zum Lügen und zur Täuschung geltend. Es giebt nach
Delbrück Menschen, denen es zur zweiten Natur geworden ist, Phantasielügen und
Schwindelgeschichten zu construiren und die durch ihre Unzuverlässigkeit auffällig
sind. Strafen helfen bei ihnen Nichts. Niemand weiss, was sie denken und sie
wissen es wahrscheinlich selbst nicht recht, obwohl sie es recht gut verstehen,
aus ihren nebelhaften Begriffen pekuniären Vortheil zu ziehen. Ihr Gemüth ist
ein kühles, ethisch-idiotisches (Delbrück). Bei Menschen mit lebhafter
Einbildungskraft und ausgeprägtem Selbstgefühl erfahren die früheren Erlebnisse
Anvermerkt tiefgreifende Wandlungen in dem Sinne, dass allmählich die eigene
Person immer mehr in den Vordergrund rückt, Bei diesem Bestreben nach
Selbstverherrlichung kann es bis zur Erfindung oder sehr freien Ausschmückung
kommen, die nahezu vom Erzähler selbst für wahr gehalten werden. Noch
einen Schritt weiter und wir haben die eben erwähnten krankhaften Lügner
Delbrücks vor uns, die zu jedem zuverlässigen Berichte über ihre Ver-
zangenheit unfähig werden. In der Regel handelt es sich um eine theilweise
Vermischung von wirklichen Erlebnissen mit eigenen Zuthaten, Bisweilen
kommt es zu völlig freier Erfindung scheinbarer Reminiscensen, denen gar
sein Vorbild der Verganvenheit entspricht (Hallueinationen der Erinnerung
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