(rrthümern unterworfen, Dieselben sind aber um so geringer, je intensiver
ınd klarer das Bewusstsein seiner Zeit war. Störungen können sich auch
inden in der zeitlichen Einordnung der Erinnerungen. Auch der Geistes-
gesunde bedarf gewisser Hilfen, um die zeitliche Aufeinanderfolge seiner
älteren Erinnerungen richtig zu reproduciren, indem man an einzelne, besonders
wesentliche Ereignisse vorwärts und rückwärts anknüpft,
Hysterische Lüge. Es frägt sich vor Allem, ob wir berechtigt sind,
von einer hysterischen Lüge zu sprechen, Nach der oben gegebenen Definition
wären wir dann hiezu berechtigt, wenn wir nachweisen könnten, dass die
Hysterischen stets wirklich die Unwahrheit sprechen und dass dieselbe bewusst
vorgetäuscht wird. Sind diese beiden Bedingungen nicht erfüllt, dann ist die
Bezeichnung »Lüge« nicht zutreffend. Es ist zweifellos, dass die Hysterischen
wie alle anderen Menschen, wenn sie sich wegen einer strafbaren Handlung
zu verantworten haben, häufig absichtlich und in bewusster Weise die Unwahr-
neit sagen werden, Allein in ebenso vielen Fällen werden sie eine Unwahr-
heit resp. etwas Unrichtiges vorbringen, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Jm einen früheren Vorgang richtig zu reproduciren, also wahrheitsgetreu in
der Erinnerung darstellen zu können, ist nothwendig, dass derselbe seiner
Zeit mit einer gewissen Genauigkeit und Schärfe in uns aufgenommen wurde,
‚n innige Beziehungen zu unserem übrigen Bewusstseinsinhalt getreten und
das Reproduktionsvermögen nicht wesentlich geschwächt ist, so dass man
sich der früheren Wahrnehmungen nicht nur bewusst wird, sondern auch
ihre Anknüpfung an die bestehenden Vorstellungen sich in vollkommener
Weise vollzieht. Jede Störung, welche einen der genannten Vorgänge beein-
trächtigt, wird Veranlassung werden zur Fälschung der Erinnerung. Solche
Störungen gibt es zahlreiche und nicht zum geringsten Theile deshalb, weil
die Hysterischen in der weitaus grössten Mehrzahl der Fälle dem weiblichen
Geschlechte angehören,
Während nach Hoche der gutartige ältere Knabe der denkbar beste
Zeuge ist, also offenbar die beste Erinnerungsfähigkeit besitzt, gilt dies nicht
in gleichem Grade von dem älteren Mädchen, bei dem mit der Annäherung
an die Pubertätszeit die erwachenden dunklen Sexualgefühle in ihren mannig-
fachen Verkleidungen als gesteigertes Interesse an der eigenen Person, als Sucht,
die Aufmerksamkeit zu erregen, als Freude an romanhafter Ausschmückung ein-
facher Erlebnisse die Zuverlässigkeit der Erzählung bedenklich beeinträchtigen
kann. Das Weib ist überhaupt während eines beträchtlichen Theiles seines
Lebens als abnorm anzusehen. Man braucht nur an die Bedeutung der
Menstruation und Schwangerschaft für das geistige Leben zu denken, welche
Zustände ohne eigentliche Krankheit das geistige Gleichgewicht stören und
die Freiheit des Willens beeinträchtigen. Dazu kommt die Unfähigkeit des
Weibes, Affektstürmen zu widerstehen. Die während genannter Zustände vor-
nerrschenden psychischen Veränderungen können unmöglich ohne Einfluss auf
die Erinnerung sein und zwar vor Allem schon deshalb, weil die Aufnahme
der äusseren Eindrücke bereits eine Störung erleiden kann und deshalb die
——. nn